Richard Walter ist gestorben
DIETER GRONBACH: „MEINE PERSÖNLICHEN ERINNERUNGEN AN RICHARD WALTER“
>>> Heimatkunde, Maler Müller und -natürlich- der Kreuznacher Jahrmarkt waren gemeinsame Interessen
Von: Dieter Gronbach
Quelle Fotos: Dieter Gronbach
BAD KREUZNACH. Richard Walter kannte ich seit über 40 Jahren, zunächst durch meine damalige kommunalpolitische Tätigkeit.
Bereits damals habe ich seine korrekte Bericht-erstattung, seine freundliche und verbindliche Art und sein Fachwissen sehr geschätzt.
Er wurde von allen als kompetenter Gesprächspartner anerkannt und konnte deshalb auch oft ausgleichend wirken.
Durch unsere gemeinsamen Interessensgebiete Heimatkunde, Maler Müller und Kreuznacher Jahrmarkt kamen wir uns sehr früh auch persönlich näher und haben in diesen Bereichen gut zusammengearbeitet.
Unvergessen bleiben mir gemeinsame Reisen mit dem Maler-Müller-Freundeskreis nach Rom, Paris und Weimar auf den Spuren Friedrich Müllers.
1995 sprachen wir vor dem Freundeskreis Goethe Nationalmuseum in Weimar in einer Doppelveranstaltung über den Kreuznacher Freundeskreis und das Verhältnis zwischen Maler Müller und Goethe.
Die Jahresmedaille des Weimarer Freundeskreises (oben), die jeder von uns zur Erinnerung an seinen Vortrag erhielt, fanden einen Ehrenplatz in unseren Sammlungen und stellte eine Ergänzungen zu den Ehrenmedaillen des Kreuznacher Freundeskreises (unten) dar, die uns ebenfalls verliehen wurde.
Zahlreiche weitere gemeinsame Aktivitäten folgten, als letztes ein Auftritt vor zwei Jahren im PUK mit meiner Power-Point-Präsentation „Friedrich Müllers Leben und Wirken“, zu der Richard Walter aus Müllers Werken las.
Das konnte er wie kein Zweiter und hat auch für mehrere Fernsehbeiträge aus Müllers Werken vorgetragen und gelesen.
Die engsten Berührungspunkte hatten wir beim Thema „Jahrmarkt“.
Mit seinen Beiträgen und vor allem mit seinen Sonderausgaben des „Öffentlichen“ (nachfolgend Bild oben) zur jeweiligen Veranstaltung hat er sich ein Denkmal gesetzt.
Unzählige Gedichte in Mundart und Zeichnungen und Karikaturen hat er aufgestöbert und durch ihre Veröffentlichung der Nachwelt erhalten.
Seine besondere Vorliebe galt den Zeichnungen von Jakob Thon (nachfolgend Bild unten).
Auch als Autor machte Richard Walter von sich reden. Er schieb Bücher in Mundart, unter anderem auch „Unser scheenchde Feschdlichkeit“, in dem er dem Jahrmarkt ein literarisches Denkmal setzte.
Als 1987 die Idee, originelle Jahrmarktstücke zur Eröffnung des Volksfestes aufzuführen, geboren wurde, war Richard Walter sofort dabei.
Er schrieb einen Sketch über die Entstehungsgeschichte des Jahrmarktes 1810 und spielte selbst den damaligen Bürgermeister Josef Burret.
Der unvergessene Reinhold Kaufmann gab den Napoleon und ich trat als aktueller Jahrmarktsbürgermeister auf.
In den Folgejahren (bis einschließlich 2009) wurden noch viele Jahrmarktseröffnungen aus der Feder von Richard Walter aufgeführt.
Auch im fortgeschrittenen Alter war Richard Walter noch aktiv und unternehmungslustig.
Ich erinnere mich noch einen Besuch des 5er-Looping in Bad Kreuznach.
Die Aufbauarbeiten an dem turbulenten Fahrgeschäft waren erst kurz vor der Abschlusssitzung des Jahrmarktsausschusses abgeschlossen und die Testfahrten standen an.
Zögernd nahmen einige (wenige) Ausschussmitglieder die Plätze in den Gondeln des Loopings ein.
Richard Walter stieg jedoch –mit seinem Fotoapparat bewaffnet- in den ersten Wagen, fuhr in ihm in die schwindelerregende Höhe, sauste in die Tiefe und durch die Loopings und kam dabei seiner Pflicht als Berichterstatter nach.
So war er – ein Beispiel an Pflichterfüllung, aber auch ein Journalist, bei dem man spürte, dass ihm seine Arbeit Spaß machte.
Auch nach seiner aktiven Zeit war er überall präsent und ein gerne gesehener Gast.
Aus seinem reichen Erfahrungsschatz konnte er jedes Treffen durch seine unterhaltenden und geistreichen Beiträge bereichern -gesellschaftlich ein Mann mit Stil und Etikette, freundlich und charmant- ein Kavalier der alten Schule.
Er hat das kulturelle Leben in unserer Stadt mit geprägt.
Unserem Freundeskreis „Kreiznacher Johrmarkt“ war er freundschaftlich verbunden und stets ein guter Berater.
Er konnte meist sogar dann helfen, wenn bei Zeitzeugen oder im Stadtarchiv nichts mehr zu erfahren war.
Seine Privatsammlung war eine „Schatzkiste“.
Es ist sehr erfreulich, dass sie mit seiner Zustimmung in das Stadtarchiv überführt werden konnte.
Bad Kreuznach und seine Bürger haben ihm viel zu verdanken und werden ihn sicher nicht vergessen.
Ich bin froh und dankbar ihn gekannt und mit ihm gearbeitet zu haben.