02.06.13 – DEXHEIMERS GEDANKEN: „Das Triple“

DEXHEIMERS GEDANKEN:
Dexheimer und das Triple

Bei der WM 1974 spielte Uli Hoeneß noch selbst Fußball. Kurz danach muss es gewesen sein, als er beschloss, mit dem FC Bayern München e. V. jenes magische Ziel anzusteuern: 3 Pokale in einer Saison.

Nun hat er sich seinen Traum erfüllt und man kann getrost sagen: Es ist vor allem sein Verdienst.

Doch die Götter sind launisch. Sie lieben es eher, den Erfolg an ihnen genehme Günstlinge zu verschenken – nach Regeln, die wir nicht verstehen. Dass sich einer über Jahrzehnte hinweg höchsten Erfolg selbst erarbeitet, ist ihnen suspekt, gefällt ihnen oft gar nicht. Darum haben sie Hoeneß einen Schuss Galle in den Champagner geträufelt: Vom Gipfel des Ruhmes führt sein Weg möglicherweise direkt nach Stadelheim in eine Zelle.

Eine Tragödie in klassischer antiker Tradition!

Vielleicht wird man Hoeneß einmal in einem Atemzug nennen mit Agamemnon oder Kreon; möglicherweise wird er zum Namensgeber für alle, die tragisch scheitern. Denn sein Niedergang hat Größe, das macht ihn so ergreifend.

In Kreuznach krallt man sich eher an lächerliche Pöstchen und tritt erst ab, wenn selbst die eigene Fraktion schon die Gefolgschaft verweigert.

Bei Hoeneß hingegen drängt sich Bedauern auf, weil er nicht zu halten sein wird. Und man fühlt sich an den Ausspruch einer marienfrommen Nonne erinnert, die einst lange Zeit schmachtend vor der Muttergottes stand, nur kurz einen missmutigen Blick auf das Jesuskind warf und dann zur Madonna seufzte: Schade, dass dir das passiert ist.