06.01.13 – FASSENACHT: Herrensitzung der „Grossen“

KURZWEILIGE HERRENSITZUNG MIT VIELEN WORTBEITRÄGEN
„Im Kurhaus 100 Jahre schon, steht der Großen Narrenthron“

Text/Bilder: Rolf Müller, KreuznacherNachrichten.de

BAD KREUZNACH. Mit den elf närrischen Paukenschlägen und der anschließenden Herrensitzung, begann für die „Grosse Karneval Gesellschaft“ (GKGK) die Saalfassenacht in der 167. Saison.

Arthur Drosse (links) und Richard Walter,
beide fest mit der „Grossen“ verbunden

Unter dem Motto „Im Kurhaus 100 Jahre schon, steht der Großen Narrenthron“ gab es wieder ordendlich Kokolores, Nachdenkliches, Unterhaltsames und einfach was zum Mitmachen. Und ein echtes „Gässje“ freut sich natürlich immer wieder, wenn es im Publikum Richard Walter entdeckt. Walter war von 1978 bis 1985 Präsident der Gesellschaft, ist Ehrenmitglied und gehört zu den Ehrensenatoren. Außerdem schreibt der ehemalige Redaktionsleiter des „Öffentlichen Anzeigers“ interessante Beiträge für „Die Narrekapp“, dem Liederbuch der „Grosse“. Interessant in der aktuellen Ausgabe ist Richard Walters Artikel „Schon seit der Gründung Gast im Kurhaus“ (Seite 33), passend zum diesjährigen Motto der“GKGK“.

Nach dem Protokoll, in dem Dr. Karl Kuhl auf die Ereignisse der Welt-, Bundes-, Landes-, und Lokalpolitik aus dem vergangenen Jahr auf seine bekannt spitzbübisch humorvolle Art zurückblickte, gab es den Marschtanz der Prinzessingarde, der seit vergangenem Jahr Alana Degen als Kommandeuse vorsteht. Später am Abend präsentierte sich die Garde dann noch mit einem Showtanz.

Es blieb bunt, denn der Prinzessingarde folgten direkt die „INGELHEIMER KONFETTIS“. Die fröhliche Truppe brachte es musikalisch auf den Punkt:“Eine neue Fastnacht ist wie ein neues Leben!“ Neben diesen und vielen anderen „alten“ bekannten und beliebten närrischen Gassenhauern, gab es dieses Jahr die Premiere des eigenen „Konfetti“-Liedes.

 

Thomas Lorbach

Dann aber hieß es, Durchhaltevermögen zu beweisen, denn es standen insgesamt fünf Vorträge auf dem Programm, quasi Nonstop hintereinander. Und direkt zu Beginn gab es eine freudige Überraschung, denn nach vielen Jahren der närrischen Zurückhaltung im Trommler- und Fanfarenzug der Prinzengarde, stieg Thomas Lorbach in die Bütt. „Nicht alles ist Gold, was glänzt“, konnte er in vielen humorvollen Andekdoten bestätigen.

Und wie es sich in der Fassenacht gehört, gab es dann endlich mal ordentlich Schelte in Richtung der Lokalpolitik. So war es niemand anderes als Jürgen Mai, der als „Michel Mort“ von seinem Sockel auf dem Eiermarkt stieg und schier fassungslos registrierte, was sich hinter den Türen des Stadthauses so alles tut – oder eben nicht tut, denn so gleiche der Stadtrat immer mehr einem Friedhof in der „Sierra Nevada“. „Nix los, außer heißem Wind!“ Aber wer dort erst einmal sein Plätzchen gefunden habe, „der weichet nimmer mehr“.
Die Kunst der Finanzpolitik verstehe kaum einer, gab „Michel Mort“ zu bedenken. Es sei eigentlich nur der „Eiserne Heinrich“ (Gemeint ist Wolfgang Heinrich, Beigeordneter und Stadtkämmerer – Anm. d. Red.), der sich strikt an die fiskalische Maxime halte:“Rede über finanzpolitische Zusammenhänge immer so, dass Dich keiner verstehen kann- und trotzdem jeder glauben muss, er wüßte, was Du verkündest!“
Bad Münsters Bürgermeisterin Anna Roeren-Bergs habe jedenfalls ihr Schmuckkästchen verrammelt und lasse auch ihren Parteifreund, eben den „Eisernen Heinrich“ nicht dran. „Dabei wäre es so schön: Bad Kreuznach mit Bad Münster am Stein…, und Ebernburg wieder bayerisch!“ Allein die Vorstellung, die Ebernburger bekämen statt der Malu Dreyer den Seehofer als Ministerpräsidenten und den Söder als Finanzminister: „Das hat doch was!“

Vom „11. Weltkongress Real Mathematischer Erfinder“ berichtete Dr. Karl Kuhl als zerstreuter Professor. Und wieder war es die große Wortgewandtheit, perfekte Silbenjonglage und ein originell und liebevoll gestaltetes Bühnenbild. das so manch Überraschung verbarg, was für wahre Begeisterung im Saal sorgte.

„Hauptsach, es ist Gaudi und die Leut haben ihren Spass dran“: Für keinen Blödsinn auf der Bühne ist sich Stefan Orf aus Mainz zu schade. Vergangenes Jahr trat er noch als Domina in die Bütt, diesmal berichtete er in seiner Eigenschaft als „Braut“ über das andere Geschlecht. So mancher Kalauer lag noch haarscharf über der Gürtellinie, doch bei Stefan Orf wirkt es nicht billig. Natürlich legt der Fastnachter auch größten Wert auf die jeweils passende Kleidung, die immer besonders dann voll zur Geltung kommt, wenn Orf zur traditionellen Tanzeinlage schreitet.

Ein Meister im politischen Vortrag ist Bernhard Knab als der „Deutsche Michel“. Auch er kommt aus der Mainzer Fassenacht und glänzt durch seine Spitzfindigkeiten udn Rhetorik. Frei sprechend erwischte Bernhard Knab auf der Herrensitzung der fluch des einmaligen Hängers, der sich in folge dann aber automatisch vervielfältigt – was seinen Vortrag insgesamt aber keinsfalls schmälerte. Dieses Jahr ging sein Beitrag einwandfrei über die Bühne. Und natürlich bekamen wieder alle Mitwirkenden der Landespolitik, ganz gerecht verteilt, ihr Fett weg.

Weitere Vorträge gab es von Helmut Schmidt („Der Bademeister“), Georg Kapp jr., und Adi Guckelsberger als „Musikalienhändler“.

Zur Tradition auf der Herrensitzung der gehört inzwischen auch der gemeinsame Aufmarsch des Spielmanns- und Fanfarenzugs der Mainzer Ranzengarde unter Leitung von Oberstleutnant Burkhard von Bordiehn,und dem Trommler- und Fanfaren-Corps der Prinzengarde der „GKGK“ unter der Leitung von Kommandeur Dr. Karl Kuhl.

SPIELMANNS- UND FANFARENZUG
DER MAINZER RANZENGARDE

Der Spielmanns- und Fanfarenzug  wurde 1988 als reine Trommlergruppe bei den Kasteler Musikanten von Rolf Manz gegründet. 1994 ist man mit mittlerweile 20 Musikern komplett in die Garde eingetreten und hat mit der Idee einen Fanfarenzug zu gründen, einen neuen Teil zur musikalischen Komplettierung des Vereins beigetragen. Mit nunmehr 30 Musikern ist der Zug ein fester Bestandteil bei allen Veranstaltungen der Garde und in den Programmabläufen befreundeter Vereine in und um Mainz.
Die reiselustige Truppe von Abteilungsleiter Burkhard Bordiehn hat es zu Auftritten in der Lüneburge Heide und Düsseldorf sowie sogar bis nach New York auf die berühmte Steubenparade geschafft. Ein unvergessliches Erlebnis im Herbst 2008!
Die Noten stehen nicht im Vordergrund sondern vielmehr – wie der Name schon sagt – das Zusammenspiel von Fanfaren und Trommeln.
(Quelle: Mainzer Ranzengarde)


MAINZER RANZENGARDE

Die Mainzer Ranzengarde wurde 1837 von Johann ›Maria‹ Kertell als erste Mainzer Fastnachtskorporation gegründet, und ist damit die älteste Garde und älteste Fastnachtskorporation in Mainz. Sie prägte zusammen mit dem 1838 gegründeten Mainzer Carneval Verein die ersten knapp 20 Jahre der organisierten Mainzer Fastnacht. Die Klepper-Garde entstand 1856; einer der beiden Gründer war Karl Dremmel, ein ehemaliger Korporal der Ranzengarde. Die Entstehung weiterer Garden im Laufe der Jahrzehnte lässt sich beinahe in jedem Fall auf die Ranzengarde zurückführen, die aus diesem Grund nicht zu Unrecht den Beinamen »Mutter aller Mainzer Garden« trägt.
(Quelle: Mainzer Ranzengarde)

 

GELÄNDERVEREIN:
Ein weiterer Höhepunkt einer jeden Sitzung der „Grosse“ ist der Auftritt des „Geländerverein“, dem aktuell Iris Denn, Günter Neuhaus, Alfred Sassenroth und Dr. Hans-Günther Budde angehören.

Durch seine rosarote Brille schwärmte Günther Neuhaus von „Mei Kreiznach“:
„Das Fischersteche jedes johr,
des Johrmarkts tolles Flair,
kee Platz uff Erde,
wo ich lieber wär!
Unn feiere mer im Kursaal
die Fassenacht der GKGK,
dann finn ich mei Städtsche einfach wunderbar.“

Soviel Lobpreisung konnte Alfons Sassenroth dann doch nicht ertragen:“Naja, so wunderbar ist es in Kreuznach doch wirklich nicht mehr. Nimm doch mal Deine rosa Brille ab.
Iris (Denn) hat mir eben gerade noch gesagt: Die Wilhelmstraße wird Anfang April in Katja Ebstein Boulevard umgetauft. Warum eigentlich, Iris?“
Die Antwort bekam Alfons Sassenroth dann prompt, als es hieß:“Plunder gibt es immer wieder!“
Das die Stadt an allen Ecken spart, persiflierte der „Geländerverein“ in dem Lied „Monopoly“:

„Das alte Kurhaus steht jetzt einhundert Jahr,
hat längst vergessen was es früher einmal war
ein stolzes Haus der großen Weltpolitik,
mondän und schick

Du warst als Stadt mal eine starke Bastion
doch deine Mauern, sie zerfallen längst schon
Die Straßen vollgestopft mit Autoverkehr
und immer mehr stehn Läden leer

Soviel hast du schon versäumt
Soviel hast du schon verträumt
auch wenns Dir dreckig geht
es ist noch nicht zu spät

Komm endlich mal in Schwung
Du bist noch viel zu jung
Dein großes Potential
reicht dazu allemal

DER „GELÄNDERVEREIN“ UND SEIN NAME:
Ihren Namen „Geländerverein“ erhielt die Gruppe von dem von 1977 bis 1985 amtierenden Präsidenten, Ehrenmitglied Richard Walter, der für die ersten Auftritte 1978 auch die Texte zu ihrem Parodienpotpourri beisteuerte. Die Begründung gab der Pate in der Herrensitzung 1978: Der Geländerverein trifft sich auf der Alten Nahebrücke und glossiert beim Blick über das Brückengeländer das Leben in Bad Kreuznach sowie das Zeitgeschehen in aller Welt. (Quelle: GKGK)

WEITERE VERANSTALTUNGEN
DER „GROSSE KARNEVAL-GESELLSCHAFT“

Samstag, 12. Januar – 19.11 Uhr:
FASSENACHT und WEIN
(Im Rittersaal der Kauzenburg)

Samstag, 19. Januar – 19.11 Uhr:
FASSENACHT und WEIN
(Im Rittersaal der Kauzenburg)

Samstag, 26. Januar – 19.11 Uhr:
PRUNKSITZUNG
(Im Großen Kursaal)

Samstag, 02. Januar – 19.11 Uhr:
PRUNKSITZUNG
(Im Großen Kursaal)

Sonntag, 10. Februar – 15.11 bis 18 Uhr:
KINDERFASSENACHT
(Im Großen Kursaal -Eintritt frei!)

KARTEN gibt es bei Arnold Schmidt
Telefon: 06706/1333
Email: Arnold-Schmidt@T-Online.de

oder an der Abendkasse…