27.04.13 – Dexheimers Gedanken: „Gottesstaaten“

Dexheimers Gedanken
DEXHEIMER UND DIE GOTTESSTAATEN

Seit Politik nur noch von einer abgehobenen Kaste klüngelnder Berufsparlamentarier betrieben wird, ist die Republik nicht mehr meine bevorzugte Staatsform. Leider gibt es noch nichts Besseres.
Anarchie ist nicht schlecht, verlangt aber Selbstdisziplin, die vielen fehlt. Darum gibt es Monarchie und Diktatur. Die haben einige Vor-, jedoch zu viele Nachteile. Was bisher noch nicht ausreichend erprobt wurde, ist der Gottesstaat.
Religiöse Dogmen ersparen komplizierte Debatten. Zudem hat, wer seine Entscheidungen danach ausrichtet, was Gott gefällt, oft viel originellere Lösungen, als ein Wählerstimmenbuhler. Und die Lebensdauer solcher Systeme ist – siehe Vatikan – durchaus beträchtlich.
Problematisch wird es allerdings, sobald etwas schief geht. Dann drängt sich regelmäßig der Gedanke auf, die Regierenden könnten Gottes Willen missachtet haben. Das führt dann zu Erklärungsnöten und Machtverlustängsten. Wie soll denn in einem Gottesstaat beispielsweise ein verheerendes Erdbeben gerechtfertigt werden?
Irans Präsident Ahmadinedschad hat jüngst eine gottgefällige Lösung solcher Probleme versucht und die 12 Mio. Einwohner der Hauptstadt Teheran aufgefordert, einfach wegzuziehen. Das war so radikal, dass ihm seine Mullahs beispringen mussten, um die häufigen Erdbeben im Iran religös korrekt zu interpretieren und den tieferen Sinn dieser Katastrophen offenzulegen: Schuld sind die Frauen, weil sie sich nicht konsequent züchtig verhüllen.
Das zeichnet den Gottesstaat ganz besonders aus. Statt endloser Diskussionen gibt es praktische Lösungen.