LANDGERICHT BAD KREUZNACH
verhandelt versuchten Totschlag auf der Autobahnraststätte Daxweiler
Von: Rolf Müller, KreuznacherNachrichten.de
BAD KREUZNACH (10.04.13). Zu einer handfesten Schlägerei kam es im Oktober 2011 auf der Raststätte an der A61 bei Daxweiler. Laut Anklage der Staatsanwaltschaft soll ein 42 Jahre alter Fernfahrer aus Bulgarien ganz massiv auf seinen Kontrahenten eingeschlagen, ihn mehrfach brutal getreten, und schließlich auch so heftig gewürgt haben, bis die Augäpfel aus den Höhlen traten. Weil der Mann dabei auch noch schrie, dass er sein Opfer umbringen wolle, wird nun vor der Schwurgerichtskammer am Landgericht wegen versuchten Totschlags verhandelt.
Begonnen hatte der Prozess mit über einer Stunde Verspätung. Grund: Amtliche Übersetzer in Bulgarien haben die Anklage nicht richtig wiedergegeben. „Mein Mandant hat von den ganzen Vorwürfen nicht ein Wort verstanden“, stellte Verteidiger Andreas Kaiser während einer Sitzungspause fest, als eine Dolmetscherin dem Angeklagten die Zeugenaussagen aus den Akten übersetzte.
Seine Route habe über die Niederlande geführt, berichtete der Fernfahrer dem Gericht. Auf dem Rückweg sei seine Fahrzeit abgelaufen gewesen und so habe er sich entschlossen, an der Raststätte Daxweiler, auch wegen des bevorstehenden Sonntagsfahrverbots, das Wochenende zu verbringen.
Das wollte er hauptsächlich dazu nutzen um den LKW zu waschen und sich auszuruhen.
Auf der Raststätte angekommen habe er während seiner Reinigungsarbeiten einen Kollegen kennengelernt. Der habe technisches Interesse an seinem Lastwagen und auch an seiner Heimat Bulgarien gezeigt. So seien beide ins Gespräch gekommen, in dessen Verlauf dann Bier und Whiskey getrunken wurden. So ergab sich später bei dem Angeklagten ein Atemalkoholwert von 1,65, bei dem Kollegen 1,94 Promille.
Als er sich wieder seinem LKW zuwenden wollte, um seine Reinigungsarbeiten fortzusetzen, habe der Kollege „Box Box“ gerufen. „Ich wusste nicht was er wollte.“ Als er im Begriff war, in seine Fahrerkabine zu steigen um zu schlafen, habe sein Kollege ihn geschlagen, dann getreten. „Dann haben wir uns angeschrien, beschimpft und beleidigt.“ Der Schlag des Kollegen habe ihn so in Raserei gebracht, dass auch er zugeschlagen hätte. „Ich weiß auch nicht, warum ich mich auf so etwas eingelassen habe, normalerweise mache ich so etwas nicht“, so der Angeklagte, der weder in Bulgarien, noch in Deutschland vorbestraft ist.
Die Schlägerei setzte sich dann bis in das Lokal der Raststätte fort. Zufälligerweise kam eine Polizeistreife vorbei, die beide Streithähne auseinanderzog.
Zum nächsten Verhandlungstag sind Zeugen geladen. Dann wird sich auch der Angeklagte wieder auf die 2.000 Kilometer weite Reise zum Landgericht Bad Kreuznach machen um sich den Vorwürfen, die gegen ihn erhoben werden, zu stellen. „Andere Angeklagte wohnen hier in der Stadt und erscheinen nicht zu ihrem Termin. die müssen dann mit der Polizei geholt werden“, gab Rechtsanwalt Kaiser zu Bedenken.
Die Verhandlung wird am 23. April um 9 Uhr fortgesetzt.