05.01.13 – DEXHEIMERS GEDANKEN: „Hirnschwund im Taka-tuka-Land“

DEXHEIMER UND DER HIRNSCHWUND IM TAKA-TUKA-LAND


Im neuen Jahr haben wir offenbar keine Probleme mehr. Deshalb müssen wir uns neue suchen.

Fündig geworden sind bereits die Kinderbuchverlage. Diese haben in Preußlers Klassiker „Die kleine Hexe“ nun das Wort „Neger“ ent­deckt. – Entsetzlich!. Was soll nur aus den Kleinen werden? Wie erklären wir ihnen diesen fürchterlichen Fauxpas in Zeiten, da sogar Gott zum politisch korrekten Neutrum werden muss?

Die Neuauflagen der Lindgren-Bücher wurden bereits entschärft, dort ist Pippis Vater vom „Negerkönig“ zum „Südseeherrscher“ mutiert. Aber wie retuschiert man den Ne­ger aus der Kinderlektüre? Ist er nun ein Schwarzer oder ein Farbiger oder gar wie früher ein Mohr? Nie­mand weiß dies so recht. Auf jeden Fall aber darf der Neger wie auch der Zigeuner nicht länger in den Büchern erscheinen.

Man könnte den Kindern natürlich auch beim Vorlesen einfach erklären, dass dies früher eben so hieß. Schließlich hat auch unsere Spra­che eine Geschichte. Sie un­terliegt dem Wandel und niemand kann sagen, ob aus den blutleeren Studierenden unserer Zeit nicht irgend­wann doch wieder zünftig feiernde Studenten werden.

Das Vorlesen von Kinderbüchern hindert allerdings die Vermarktung von Hörbüchern. Deshalb muss eine Fassung her, die ohne jede Mitwir­kung Erwachsener funktioniert und Zwischenfragen erst gar nicht aufkommen lässt.

Mich beängstigt die Vorstellung, meine Kinder könnten Bücher nicht mehr so kennen­lernen, wie der Autor sie geschrieben hat, wie schon ihre Eltern und Großeltern sie gelesen haben. Denn dahinter steht der Gedanke, hauptberufliche Bedenkenträger und Betroffenheitsapos­tel wüssten besser als ich, wie meine Kinder zu erziehen sind.

Leider muss ich, liebe Kinderbuchverlage, eure Neuauflagen deshalb künftig boykot­tie­ren. Wozu gibt es Antiquariate?

Vielleicht streiche ich den Südseeherrscher auch durch und schreibe fett darüber: Negerkönig. Auf dass ein Schulkind seinen Klassenka­meraden heimlich zeige, was dort wirklich steht. So prägt es sich allen besonders gut ein.

Denn ich sage Nein zu solchem Unfug und hoffe, dass die Redaktion meiner Kolumnen dieses Nein nicht zu einem politisch korrekten Ja umzensiert.