DROGENKRANKER ANGEKLAGTER WILL IN THERAPIE
Von: Rolf Müller, KreuznacherNachrichten.de
BAD KREUZNACH (02.10.12). Zu einer Gefängnisstrafe von zwei Jahren und neun Monaten verurteilte das Landgericht heute den 22 Jahre alten Mann, der am 29. März die Pizzaria „ROMA“ überfallen hatte.
Wegen seines umfassenden Geständnisses und seiner Drogensuchterkrankung fiel die Entscheidung der 2. Großen Strafkammer unter Vorsitz von Richter Dr. Bruno Kremer relativ niedrig aus. Mit dem Urteil folgte die Kammer auch dem Antrag der Staatsanwaltschaft.
„Mein Mandant bereut seine Tat sehr und es tut ihm unglaublich leid, was er getan hat“, so Verteidiger Andreas Kaiser in seinem Plädoyer. „Er weiß was er seiner Familie und auch dem Opfer angetan hat.“
Der stadtbekannte und beliebte Pizzabäcker hat nach eigener Aussage den Überfall gut verwunden. „Das war schon eine unglaubliche Sache.“ Ungewöhnlich war die Tat, aber auch die Reaktion des Opfers. Gegen 20 Uhr kam betrat der junge Mann das Lokal und bestellte zwei Pizzen. Er würde Draußen warten, ließ er den Lokalbetreiber noch wissen. Als der ihm die fertigen Speisen brachte, sah er sich unvermittelt einer vermeintlich scharfen Waffe gegenüber, die ihm aus etwa einem Meter Abstand in Richtung Gesicht gehalten wurde. Der Deutschkasache forderte den Pizzabäcker auf, ihm sein Portemonnaie auszuhändigen. „Ich kenne Dich doch, mach doch sowas nicht“, entgegnete ihm der Gaststättenbetreiber. Der junge Mann wiederholte seine Aufforderung, nahm die Geldbörse mit etwa 800 Euro an sich und flüchtete. „Wäre er zwei Stunden später gekommen, wäre noch mehr drin gewesen“, scherzte der Pizzabäcker im Rahmen seiner Zeugenvernehmung vor Gericht. Er verstehe nicht, warum der Angeklagte sich zu einer solchen Tat habe hinreißen lassen. „Irgendwie tut er mir auch leid.“ Die Pistole, die der junge Mann in Nähe des Tatorts in ein Gebüsch geworfen hatte, stellte sich später als Softairwaffe heraus, mit der kleine Farbkugeln verschossen werden.
Als Grund für seine Tat nannte der mehrfach vorbestrafte Angeklagte seinen Heroinkonsum, Ärger mit der Freundin und Schulden. Außerdem sei ihm am Tag der Überfalls vormittags der Arbeitsplatz gekündigt worden. Vor dem Überfall habe er sich in einer nahegelegenen Tankstelle Wodka und Bier gekauft. „Erst trank ich nur wenig von beidem, aber als ich dann Streit mit meiner Freundin bekam, trank ich den Rest.“ Kurzentschlossen habe er in dieser Situation die Softairpistole herausgekramt und sich auf den Weg zur Pizzaria gemacht. Dass der Angeklagte betrunken gewesen sein soll, davon will der Pizzabäcker nichts bemerkt haben.
Ganz glimpflich verlief die Flucht nach dem Überfall für den Angeklagten nicht. Beim Rennen stürzte der junge Mann und brach sich den Kiefer. „Weil ich so betrunken war und später unter Drogen stand habe ich nichts gespürt.“ Erst am nächsten Tag sei er mit seiner Verletzung ins Krankenhaus gegangen, wo er notoperiert werden musste.
Von einem Teil der Beute bechaffte sich der Angeklagte nach dem Überfall am Bahnhof Drogen. Dorthin war er mit dem Taxi gefahren, während die Polizei großräumig nach ihm fahndete.
Im Gefängnis will der Angeklagte nun seinen Schulabschluß nachholen und sich um eine offene Therapie bemühen. Das ist möglich, wenn ein Strafrest von bis zu zwei Jahren besteht. Die Haft kann für die Zeit der Maßnahme unterbrochen, und bei erfolgreichem Abschluß dann zur Bewährung ausgesetzt werden.
Staatsanwaltschaft und auch der Angeklagte nahmen das Urteil an.