DEXHEIMERS GEDANKEN: Dexheimer und „Pussy Riot“

DEXHEIMER UND „PUSSY RIOT“

Die Freiheit der Kunst
(In memoriam Pussy Riot)

Es gibt Kunst, die braucht wahrlich kein Mensch. In diese Kategorie stufe ich auch den Auftritt dreier junger Frauen ein, die mit Strumpfmasken in eine Kathedrale stürmten, um dort ein „Punk-Gebet“ vorzutragen und
„Gottesmutter, verjage Putin“ zu rufen.
Wo kommen wir hin, wenn selbst sakrale Räume nicht mehr geschützt sind, auf religiösen Gefühlen bedenkenlos herumgetrampelt werden darf, das Zeitliche über das Ewige triumphiert?
Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Auf der anderen steht die Reaktion einer gesteuerten Justiz in Zeiten der Diktatur: Zwei Jahre Knast, beantragt waren gar drei Jahre Straflager für die Frauen, von denen zwei kleine Kinder haben. Noch wahnwitziger ist der Straftatbestand: Anstiftung zum relgiösen Hass und Hass gegenüber dem Christentum.
Schön, dass dieses Christentum in Russland noch von derart hoher Bedeutung ist. Allerdings würde Herr Putin, wenn es ihm danach ist, solche Urteile ebenso zum behaupteten Schutz anderer Institutionen verkünden lassen, notfalls sogar im Namen des Teufels. Er braucht dazu nicht das Deckmäntelchen der Religion.
Wenigstens von der russisch-orthodoxen Kirche hätte ich ein klares Bekenntnis gegen solche Urteile im Namen des Christentums erwartet. Die Religion benötigt diesen Schutz, sondern hätte sich verdammt nochmal für die Nadja, Mascha und Katja einsetzen müssen.
Wenn ich also auch die Tat nicht gutheiße, lege ich heute dennoch eine Gedenkminute für Pussy Riot ein. Nicht im Namen der Kunst, sondern in dem der Toleranz.