JAHRMARKT 2019: Rückblick – Gerd Modes feierte vor 4 Jahren 50 Jahre Kreuznacher Jahrmarkt

 

 

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Rückblick: Jahrmarkt 2015
GERD MODES
>>> … im Wohnwagen auf der Pfingstwiese auf die Welt gekommen
>>> 50 JAHRE SELBSTSTÄNDIGKEIT
>>> 50 JAHRE JAHRMARKT
>>> 50 JAHRE PRESSLUFTFLIEGER

 

Bericht/Fotos/Repros: Rolf Müller
Historische Fotos: Hanns Kirchhof, Waldböckelheim

 


BAD KREUZNACH. Kindheitserinnerungen eines nahezu jeden Kreuznachers sind mit einem Mann verbunden, der in diesem Jahr ein ganz besonderes Jubiläum feiern kann, denn vor 50 Jahren machte sich Gerd Modes (72) selbstständig, und zwar mit seinem Pressluftflieger.


Und diesen Pressluftflieger gab es zunächst in der Ausführung, mit jeweils einem Flieger und einer Raumkapsel abwechselnd, von 1965 bis 1971. Anschließend kam der neue Pressluftflieger, mit nunmehr nur noch zwei Raumkapseln, der auch heute noch zum Jahrmarkt gehört wie das Riesenrad, und von hier auch nicht mehr wegzudenken ist.


Gerd Modes ist ein wahrlich echter Kreuznacher, 1943 während eines Luftangriffs auf der Pfingstwiese in einem Wohnwagen geboren. Dort, wo heute zum Jahrmarkt immer das Riesenrad steht, gab es früher einen Steigerturm der Feuerwehr, in dem die Schläuche gereinigt und getrocknet wurden.

Willy und Luise Modes mit Wohnwagen und einer HANOMAG

Dort nebenan hatte die Familie Modes ihr Zuhause und dort wurde auch das bekannte Etagenkarussell gelagert und in Schuss gehalten. Das Etagenkarussell, wer von den älteren Kreuznachern kennt es nicht?


Es war Anfang 1900, als sich der Opa von Gerd Modes mütterlicher Seite, mit dem Etagenkarussell selbstständig machte und damit auf Kirmesveranstaltungen in Bad Kreuznach und der Region Station machte und überall ein wahrer Blickfang war.


Der Vater von Gerd Modes, Willy Modes, kam 1927 nach Bad Kreuznach, lernte hier seine Frau Luise, geb. Gräff, kennen und beide heirateten.

Anfang der 30er Jahre machte sich die junge Familie Modes mit einer Eisbude selbstständig.

Luise Modes geb. Gräff

Um dem Milchspeiseeis seine richtige Konsistenz zu geben, wurde der Zubereitungskessel während des Rührens mit großen Wassereisblöcken gekühlt.

Die anstrengende Arbeit mit dem Schleppen der schweren Blöcke hat Vater Modes wohl Spaß gemacht, denn später, in den 50er Jahren, eröffneten Willy und Luise Modes außerdem noch eine Schießbude.


Und nicht nur das: Auch das Etagenkarussell war nicht vergessen. Das hatte Vater Willy nach dem Krieg mit viel Engagement und Handarbeit wieder hergerichtet. Das hatte sich gelohnt, denn nun war es erneut wieder die Attraktion auf jedem Volksfest in der Region und natürlich
auch auf dem Kreuznacher Jahrmarkt. Hier drehte das schöne, traditionelle Karussell 1976 schließlich auch seine Abschlussrunden.

Familie Modes kaufte sich nun ein Kinderkarussell, das Gerd Modes nach dem Tod seiner Eltern bis in die jüngere Vergangenheit weiter betrieb.

Auch heute noch ist dieses Karussell, das inzwischen den Besitzer gewechselt hat, auf dem Kreuznacher Jahrmarkt zu finden.

1959 begann Gerd Modes bei SEITZ eine Ausbildung als Maschinenschlosser und blieb nach seinem Abschluß noch bis 1965 als Geselle in der Firma.

Aber auch während der Lehre half der junge Gerd Modes in seiner Freizeit und nach Feierabend im elterlichen Betrieb.

Für Freizeit und Spaß blieb dem jungen Gerd Modes -hier mit 16 Jahren auf dem 150. Kreuznacher Jahrmarkt beim Schießen- kaum Zeit. Die Ausbildung bei SEITZ und die Unterstützung der Eltern in deren Betrieb hatten Vorrang.

Die berufliche Wende folgte für Gerd Modes 1965 während einer Rundfahrt durch das Saarland. Der Pressluftflieger war ihm zwar schon bekannt, doch als er dieses Fahrgeschäft durch Zufall im Original auf einem Rummelplatz entdeckte, glänzten ihm die Augen.

Es war das modernste Karussell, das es seinerzeit für Kinder gab. Vor allem konnten die kleinen Fahrgäste der Flieger, per Steuerknüppel selbst entscheiden, wie hoch sie fliegen-, und wie lange sie oben bleiben wollten. Auch die Aufmachung gefiel Gerd Modes gut.

Das ist er, der erste Pressluftflieger von Gerd Modes.

Das wäre doch genau die richtige Ergänzung zu dem Etagenkarussell seiner Eltern, dachte er sich.

Gesagt, getan: Von der Herstellerfirma in Frankreich ließ sich Gerd Modes den Pressluftflieger nach seinen eigenen Wünschen anfertigen. Vor allem sollten Auf- und Abbau mit wenig Aufwand verbunden sein und statt Hunderte von Einzelteile in einen Packwagen räumen zu müssen, sollte das Karussell in seinen Hauptbestandteilen zusammenklappbar sein. Das war damals ein Novum.

Mit dem Pressluftflieger ging es 1965 dann auch gleich auf den Kreuznacher Jahrmarkt.

In der ersten Ausstattung reihte sich immer abwechselnd eine Raumkapsel an einen Flieger.

Als Gerd Modes merkte, das die kleinen steuerbaren Flugzeuge von den Kindern bevorzugt wurden, beugte er sich dem Wunsch seiner jungen Fahrgäste und kaufte 1971 einen neuen Pressluftflieger mit mehr Flugzeugen und nur noch zwei Raumkapseln.

So steht der Pressluftflieger, den Gerd Modes seit einigen Jahren zusammen mit Steffen Pieper betreibt, seit nunmehr 50 Jahren auf dem Kreuznacher Jahrmarkt.

Der zweite Pressluftflieger von Gerd Modes, so wie er auch heute noch unterwegs ist.

Aber nicht nur auf der Pfingstwiese war der Pressluftflieger in der Vergangenheit zu finden, sondern auch während der „tollen Tage“ zur Fastnachtzeit hauptsächlich auf dem „Schaadtscher Platz“.

In der Zeit, als das Feuerwehrhaus in der Gustav-Pfarrius-Straße gebaut wurde, wich der kleine Rummel samt Pressluftflieger auf den Bahnhofsvorplatz aus.


Als dort gebaut wurde, ging es auf ein Freigelände neben der ehemaligen „Capri Bar“, auf dem später das damals neue Postgebäude gebaut wurde. Die kleine Fastnachtskirmes dann zog wieder zurück auf den „Schaadtscher Platz“ und auf den Neuruppiner Platz.


Mit selbst gebrannten Mandeln begann Gerd Modes 1967 sein Geschäftsfeld zu erweitern.

Zunächst wurden die Mandeln noch in Handarbeit gerührt und der Verkauf fand unter einem großen Marktschirm statt. 1972 kaufte Gerd Modes seinen kleinen feinen Mandelwagen, an dem es natürlich auch Zuckerwatte gab und gibt, und der ebenfalls auf dem Kreuznacher Jahrmarkt, auf Kirmesveranstaltungen im Kreis, aber auch zum Fischerstecherfest auf der Roseninsel oder während der Weihnachtszeit in der Fußgängerzone zu finden ist.

Wenn Gerd Modes aus seinem Leben erzählt, dann merkt man schnell, dass er mit Kirmesnostalgie und Schaustellerromantik wenig anzufangen weiß.


Am Karussell -dank seines Berufes- selbst etwas ausbessern oder reparieren zu können, das macht ihm Spaß. Den Lebensunterhalt für seine Familie zu verdienen, den Kindern eine ordentliche Bildung mit Studium zu ermöglichen, stand für Gerd Modes dabei immer im Vordergrund.

So begann Gerd Modes 1973 auch, zusammen mit seinem Vater, den Rohbau für das Haus an der Pfingstwiese in Eigenleistung zu errichten. Da sei nicht ein Stein, der nicht durch seine Hände gegangen wäre, berichtet Gerd Modes nicht ohne berechtigten Stolz.

Gerd Modes mit einem Modell des Etagenkarussells seiner Eltern

Schon als Kind hat Gerd Modes immer von diesem Grundstück geträumt, in dessen Nähe er aufgewachsen, und immer vorbei gelaufen ist.

Erinnerungsstück: Ein Pferd aus dem Etagenkarussell, das 1976 auf dem Kreuznacher Jahrmarkt seine letzten Runden drehte

Und aus den kleinen Fahrgästen seines Pressluftfliegers von einst, sind inzwischen Mütter und Väter geworden, deren Kinder wiederum heute von dem Karussell genauso begeistert sind, wie ihre Eltern damals. Und in vielen Fällen steuern sogar schon die Enkel die kleinen Flieger auf und ab.

Wenn diese Begeisterung über Generationen anhält, könne er mit seiner Entscheidung zum Pressluftflieger doch nicht alles verkehrt gemacht haben, freut sich Gerd Modes.


Und ans Aufhören denkt der Jubilar noch lange nicht: „Solange es das Schicksal gut mit mir meint, mache ich weiter, weil jeder Tag der Arbeit eine neue Herausforderung für mich ist.“

KreuznacherNachrichten.de gratuliert Gerd Modes zu diesem außergewöhnlichen Jubiläum ganz herzlich und wünscht Gesundheit und weiterhin viel Spaß an der Arbeit … …

 

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