Tv-Info -22.12.16-
WEIHNACHTEN AUF DEM LAND
(Sendetermin heute, Donnerstag, 22.12.16)
>>> Interview mit Holger Wienpahl
Interview: Rolf Müller
Szenenfotos: SWR
Portrait Holger Wienpahl: SWR/Peter A. Schmidt
Am heutigen Donnerstag, dem 22.12.16, strahlt das SWR-Fernsehen um 20.15 Uhr mit der Folge „Weihnachten auf dem Land“ eine weitere Produktion der beliebten Reihe aus. RheinlandPfalzNachrichten.de hat dazu ein Interview mit Holger Wienpahl, einem Redakteur dieser Sendung, vorbereitet.
RheinlandPfalzNachrichten.de: Holger Wienpahl, Fernsehzuschauer kennen Sie aus Sendungen, in denen Sie vor der Kamera stehen. Sie arbeiten aber auch sehr viel hinter der Kamera. Wie war Ihr Weg zum Fernsehen?
Holger Wienpahl: Obwohl gebürtiger Nordrhein-Westfale bin ich bin ein „Kind“ des SWR. Die Hälfte meines Lebens bin ich an der Seite des Senders. Hospitiert habe ich 1989. Nach Studium (Geschichte und Sport) dann ein Redaktions-Volontariat in Baden-Baden und seit 1996 auf Engste mit dem Haus verbunden. Viele Jahre als Reporter und Filmemacher.
Dann bin ich immer mehr in die Moderation gerutscht (Flutlicht, Landesschau RP, ARD-Buffet, Galas, ARD-Winter-Sportschau, Wahl der Deutschen Weinkönigin . . .). Aber seit einigen Jahren leiste ich mir das große Vergnügen, zurück zu den Wurzeln zu gehen. Mache wieder Film-Dokumentationen. Von einer halb-stündigen Doku über Miroslav Klose bis zu Portraits für das ARD-Buffet oder die Landesschau und den Filmen aus der Reihe „. . . .auf dem Land.“
RheinlandPfalzNachrichten.de: Wie kam es zu der Idee und zum Konzept dieser Reihe?
Holger Wienpahl: Die erste Folge war eine Auftragsproduktion. Der SWR hat seit einigen Jahren einen Programm-Manager. Heiner Backensfeld. Er hat von Anfang an sehr stark auf klassisches Regional-Fernsehen gesetzt. Programm aus dem Südwesten und für die Menschen im Südwesten. Von ihm stammt die Grund-Idee zu dieser Reihe.
Der Mainzer Hauptabteilungsleiter Günther Dudek fragte mich dann, ob ich mir die Realisierung vorstellen könnte. Und gemeinsam mit meinem Kollegen Elmar Babst und einer Kollegin/einem Kollegen vom SWR-Stuttgart produzieren wir seither zwei bis drei Folgen im Jahr a 90 Minuten für den gesamten Südwesten und immer auch zwei bis drei Folgen a 30 Minuten ausschließlich für Rheinland-Pfalz.
Eine Reihe war zunächst gar nicht geplant. Weil die erste Folge aber gleich so gut
angenommen wurde, sind wir schnell in Serie gegangen.
RheinlandPfalzNachrichten.de: Die Reihe besteht aus aktuellem, aber auch aus historischem Filmmaterial, wie auch Interviews. Wie umfangreich ist die redaktionelle Arbeit?
Holger Wienpahl: Insgesamt arbeiten wir an einer Folge mit einem Vorlauf von bis zu 12 Monaten. Nicht permanent. Aber immer wieder. Für die beiden Versionen (kurz und lang) haben wir insgesamt etwa 15 Drehtage und doppelt so viele Tage im Film-Schnitt. Der größte Zeitaufwand ist aber die Recherche. Die Suche nach historischem Film-Material der 50er, 60er, 70er Jahre. Wir schöpfen dabei vor allem aus einen riesigen SWR-Archiv. Suchen auch in den Archiven des Bayerischen Rundfunks, von WDR, NDR und HR. Manchmal bekommen wir auch privates Film-Material. Unser Ziel ist es, so viele Statements unserer Interview-Partner wie möglich mit Originalaufnahmen belegen zu können.
Außerdem recherchieren wir das gesamte Jahr lang nach passenden Zeitzeugen, die frei und authentisch aus ihrem Leben, ihrer Jugend und von den „alten“ Zeiten erzählen wollen. Wir halten „Augen und Ohren auf“. Und von manchen unserer Helden sind wir selber so begeistert, dass wir sie immer wieder befragen.
RheinlandPfalzNachrichten.de: Wieviele Menschen sind an der Produktion beteiligt?
Holger Wienpahl: Viele. Sehr viele. Und leider können wir gar nicht alle im Abspann aufführen. Abgesehen von zwei Redaktionsleitern (eine Leiterin in Stuttgart, ein Leiter in Mainz), die im Hintergrund sehr viel zusammenhalten, haben wir Helfer in unserem Archiv, zwei überragende Cutter im Schnitt, vier Kamera-Teams (zwei in Stuttgart, zwei in Mainz), TonIngenieure, Grafiker, Produktionsleiter . . . ich habe noch nie nachgezählt und bestimmt jetzt die eine oder den anderen leider vergessen.
RheinlandPfalzNachrichten.de: Was sind die Herausforderungen bei der Arbeit an dieser Produktion?
Holger Wienpahl: Die größte Herausforderung war am Anfang sicherlich einen Film an zwei verschiedenen Standorten zu produzieren. Ein Team beim SWR in Stuttgart. Ein Team beim SWR in Mainz. Beide arbeiten wir weitgehend unabhängig voneinander. Allerdings mit genauen Vorgaben. Am Ende soll ein Film wie aus EINEM GUSS dabei herauskommen. Das bedeutet: alle Übergänge mussten identisch sein.
Die gesamte Kameraführung, die Bildsprache, aber auch der Rhythmus, die Texte . . . müssen harmonisch aufeinander abgestimmt werden. Vor der ersten Folge gab es deswegen viele Treffen, Telefonkonferenzen, Gespräche . . . Das Tolle war von Beginn an: es war immer ein einzigartiges Miteinander aller Beteiligten an der Produktion. Mit großem freiwilligen Engagement. Als die erste Folge (Sommer auf dem Land) produziert war, haben wir dennoch gestaunt, wie gut sich im fertigen Film alles ineinander gefügt hat. Dabei wurden die baden-württembergischen Episoden komplett in Stuttgart und die rheinland-pfälzischen komplett in Mainz realisiert. Am Ende haben wir es dem Film nicht angemerkt.
Ansonsten ist es durchaus auch eine Herausforderung, sich in der Masse an ArchivMaterial nicht zu verlieren und immer den Blick für´s Wesentliche zu bewahren . . . wie im wahren Leben. 🙂
RheinlandPfalzNachrichten.de: Wie aufwendig ist die Bearbeitung des historischen Filmaterials?
Holger Wienpahl: Die modernen Zeiten machen vieles möglich. Es ist gerade zu sensationell. Vieles vom historischen Film-Material ist schon digitalisiert. In den Büros und an den Schnittplätzen gibt es zudem einen direkten Zugang zum Archiv. Also können Sequenzen und komplette Beiträge sogar noch kurzfristig in unsere Filme eingearbeitet werden.
Während des Schnitts. Und im ARCHIV des SWR gibt es großartige Kolleginnen, die innerhalb kürzester Zeit aus ganz Deutschland historisches Material organisieren.
Aber natürlich sichten wir schon vor den ersten Drehtagen sehr intensiv, ob ein Thema überhaupt genug historisches Material hergibt. Und manchmal entdecken wir großartige alte Filme und entscheiden dann aufgrund dieses Materials, daraus ein Thema für den Film zu machen, dass ursprünglich gar nicht geplant war.
RheinlandPfalzNachrichten.de: Wie ergeht es Euch in der Redaktion, wenn Ihr das historische Material sichtet?
Holger Wienpahl: Inzwischen überrascht mich tatsächlich nichts mehr. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Ein Beispiel: wir suchen „Schwalben im Schweinestall. 50er Jahre“. Es dauert eine halbe Stunde und dann kommt aus dem Archiv die Antwort: „Wir haben da was gefunden.“ Ein paar Minuten später liegen die Bilder vor.
Unbeschreiblich ist das Glücksgefühl, wenn wir komplette historische Dokumentationen finden und wir Menschen auf den alten Aufnahmen entdecken, die wir für unsere Reihe gerade interviewt haben. Im Spätsommer haben wir zum Beispiel das Winninger Weinfest gedreht.
Unser „Star“ war ein Ruheständler, der das Fest früher organisiert hat. Als wir ihn in einem langen alten Film aus den 60ern über das gleiche Fest auf dem historischen Material entdeckt hatten, da gab es tatsächlich eine „Gänsehaut“ Ab und zu kommt das vor.
RheinlandPfalzNachrichten.de: Welche Folgen aus der Reihe „… auf dem Land“ gibt es bereits, welche sind noch geplant?
Holger Wienpahl: Alle Jahreszeiten gibt es inzwischen Sommer auf dem Land . . . ., Winter . . . , Herbst . . . und Frühling auf dem Land. Dazu: Ostern auf dem Land. Und: Kindheit auf dem Land.
Jetzt wird Weihnachten auf dem Land gesendet. Und bereits fertig produziert für 2017 ist: Feste und Bräuche auf dem Land.
Ab Frühjahr drehen wir für Ende 2017: Liebe auf dem Land. Und im Sommer dann schon für 2018: Wirtshäuser auf dem Land. Konkrete Ausstrahlungstermine gibt es für diese Folgen noch nicht.
RheinlandPfalzNachrichten.de: Ganz gespannt warten wir schon auf „Weihnachten auf dem Land“, was erwartet uns in dieser Folge?
Holger Wienpahl: Weihnachten auf dem Land ist tatsächlich einer meiner Favoriten in dieser Reihe. Sooooo viele Erinnerungen – auch an meine eigene Kindheit – mit tollen Protagonisten. Natürlich vom Klingeln des Glöckleins vor der Bescherung über höchst unterhaltsame spezielle Bräuche in der Eifel bis zum Beginn der Weihnachtsmarkttradition und einem historischen Nikolaus für die Rheinschiffer . . . von der Vor-Weihnachtszeit bis zu den sogenannten Rauhen Nächten. Traditionen und Rituale. Es riecht förmlich nach Weihnachten, wie es früher war.
RheinlandPfalzNachrichten.de: Wie lange hat die Produktion dieser Folge gedauert und wie war es mit der Stimmung, während des Sommers an der Weihnachtsfolge zu arbeiten?
Holger Wienpahl: Tatsächlich hat diese Folge ein Jahr gebraucht. Gedreht rund um die Weihnachtstage 2015. Gesendet jetzt kurz vor Heiligabend. Dazwischen: Schnitt, Texten im Frühjahr 2016. Synchronisation und Zusammenführen der Passagen aus Baden-Württemberg mit den Teilen aus Rheinland-Pfalz Spät-Herbst . . .eine lange Geburt 🙂
RheinlandPfalzNachrichten.de: Zuletzt noch ein paar eigene Worte an die Zuschauer … ???
Holger Wienpahl: „Wenn Sie nur halb so viel Spaß an den Erinnerungen haben wie ich an der Realisation, werden Sie am 22.12. einen schön-besinnlichen Fernseh-Abend haben. Weihnachten wie es mal war lebt wieder auf. Früher war wirklich nicht alles besser. Aber es war übersichtlicher. Und: irgendwie gemütlicher, unaufgeregter. Und diese besondere Atmosphäre rund um die Feiertage versuchen wir zu transportieren. Ein Frohes Fest!“