BAD KREUZNACH -30.11.16- Wir müssen anders bauen – attraktiv und bezahlbar wohnen in Bad Kreuznach

 

 

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Bad Kreuznach
WIR MÜSSEN ANDERS BAUEN – ATTRAKTIV UND BEZAHLBAR WOHNEN IN BAD KREUZNACH
>>> Podium diskutierte über sinnvolle Vorgaben und Ziele in der städtischen Wohnungspolitik und die Rolle der Gewobau

 

Text: Nathalie Doleschel / Gewobau
Foto: Rolf Müller

 

BAD KREUZNACH. Ist und bleibt das Wohnen in Bad Kreuznach bezahlbar? Welche Rolle spielt die städtische Wohnungsbaugesellschaft und wie können bedürfnisgerechte Lebensräume in der Stadt gestaltet werden? Welche Beispiele gibt es, auf dem freien Markt und in der sozialen Förderung?

Darüber diskutierte die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Bad Kreuznach (Gewobau) mit ihrer Aufsichtsratsvorsitzenden und Vertretern aus Politik, Finanzwesen, des Landes, der Wirtschaft und Verbände.

Im Grünen Saal des Kurhauses kamen die Diskussionsteilnehmer auf dem Podium zu der übereinstimmenden Einschätzung: „Wir müssen anders bauen.“

Vor allem gestiegene Baukosten – die Steigerungsrate der letzten zehn Jahre liegt bei 47 Prozent! – und die um sich greifende Ausweitung gesetzlicher Bestimmungen und Anforderungen beim Wohnungsbau – beispielsweise die Energieeinsparverordnung– seien hohe Kostentreiber, deren Auswirkungen anschließend die Mieter zu bezahlen haben. Aber auch die Anforderungen an städtische Wohnungsbaugesellschaften als erste Ansprechpartner ihrer Mieter vor Ort seien gestiegen.

Aus Sicht der Expertenrunde ist ein konzertiertes Vorgehen beim Wohnungsbau sinnvoll, um Kosten zu bündeln, Augenmaß beim Bauen zu bewahren und Quartiere im Lebensraum Stadt sinnvoll zu gestalten und zu managen.

gewo

 

Das Thema Bauen und Wohnen sei für die Landesregierung von größter Wichtigkeit, denn in Rheinland-Pfalz sollen alle Menschen gut leben können – sowohl im ländlichen Raum als auch in den Städten. Dafür setze sich die Landesregierung mit verschiedenen zielgerichteten Maßnahmen und Programmen ein.

„Der Wohnungsmarkt im Land ist sehr heterogen. Wir haben eine anhaltend hohe Wohnungsnachfrage in bestimmten Städten und Regionen des Landes, die auch als sogenannte ‚Schwarmstädte‘ bezeichnet werden. In anderen Teilen unseres Landes, in eher ländlichen Regionen haben wir mit Wegzug und Leerständen zu kämpfen. Beide Bereiche gilt es in der Wohnungspolitik zu berücksichtigen“, betonte der Staatssekretär im Finanz- und Bauministerium Dr. Stephan Weinberg.

Um mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, habe die Landesregierung die Förderkonditionen im Bereich der sozialen Wohnraumförderung zu Beginn des Jahres 2016 erheblich verbessert und bei der Mietwohnungsbauförderung Tilgungszuschüsse eingeführt.

„Die aktuellen Zahlen zur sozialen Wohnraumförderung zeigen, dass wir auf die richtigen Förderanreize gesetzt haben und auf einem guten Weg sind. Die Anzahl der Förderanträge ist gegenüber den letzten beiden Jahren deutlich angestiegen“, so Dr. Weinberg.

„Wenn bei öffentlichen Ausschreibungen immer nur der höchste Kaufpreis zählt, dann wird es bereits für den unteren Mittelstand problematisch, bezahlbaren Wohnraum zu finden“, schätzt Stefan Messemer, Niederlassungsleiter der BPD Immobilienentwicklung Frankfurt, die Lage ein.

An Standards wie Schall- und Brandschutz werde man nicht rütteln können und wollen. Seine Empfehlung lautet: Gemeinsam mit dem Kunden überlegen, wo in der Fläche und bei der Ausstattung gespart werden kann, zum Beispiel bei der Größe des Wohnzimmers oder der Ausstattung von Badezimmern. Viel wichtiger aber noch sei ein gemeinsames Vorgehen von Stadt, Verkäufer und Investor, beispielsweise über die Konzeptvergabe. Bei sozialem Zweck könne Baugrund so verbilligt abgegeben werden. Dazu müsse man den Kunden überzeugen: „Es geht nicht um billig bauen, sondern kompakter bauen.“

Karl-Heinz Seeger, Geschäftsführer der Gewobau Bad Kreuznach, lieferte Beispiele aus der Praxis, wie kompakter Wohnungsbau bereits jetzt umzusetzen sei. So baue die Gewobau in Kooperation mit der Stadt ein zweites Mal eine Kindertagesstätte. Das geplante Gebäude in der Alzeyer Straße überzeuge mit überdurchschnittlichem Wärmeschutz, einem sehr variablen Grundriss und der Möglichkeit zur Aufstockung. „Es ist also im besten Sinne nachhaltig“, resümierte Seeger.

Co-Housing nach skandinavischem Vorbild, Gemeinschaftsräume, Außentreppen statt Aufzüge, Reihenhäuser mit Hofgärten, Ausbau durch Mieter statt schlüsselfähiger Bezug seien Ansätze, über die man als Vermieter und Mieter nachdenken könne. Das Rad müsse im sozialen Wohnungsbau nicht neu erfunden werden. Das angestaubte Image von städtischen Wohnungsbaugesellschaften als kommunaler Kostenverursacher indes lässt Seeger nicht gelten. Die Gewobau habe 2015 einen Jahresüberschuss von 1,3 Millionen Euro erzielt und sei nicht nur Verwalter, sondern auch Gestalter von Wohn- und Lebensraum.

Das Interesse von Investoren an Baugrundstücken sei in Bad Kreuznach immer noch erfreulich hoch. Aus städtischer Sicht ist gesunder Wettbewerb beim Wohnungsbau erwünscht, „aber nicht, wenn er einseitig zu Lasten von Menschen mit geringem Einkommen oder niedriger Rente geht“, konstatierte Oberbürgermeisterin und Aufsichtsrätin der Gewobau, Dr. Heike Kaster-Meurer. Sie forderte von der Politik „mehr Transparenz, um Kostenverursachern aus einzelnen Rechtsbereichen von Bund, Ländern und Kommunen auf die Schliche zu kommen.“ Vor allem der demografische Wandel – insbesondere das Thema fehlender Fachkräfte bei steigender Alterserwartung– berge eine Herausforderung. Aber auch Zuwanderung und gestiegene Mobilität machen das Wohnen vielfältiger. „Unsere Gesellschaft verändert sich, und wir müssen dieser Veränderung Rechnung tragen!“

Dafür müssten auch die Finanzpartner ins Boot geholt werden. „Es gibt Förderangebote für Selbstnutzer und denjenigen, der Mietwohnraum beispielsweise durch Neubau, Aufstockung oder Erweiterung schafft“, verdeutlichte Michael Back, Leiter Wohnraumförderung Markt bei der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB). Die ISB stelle Darlehen zur Schaffung von Mietwohnraum mit einer Nullzinsphase von bis zu zehn Jahren zur Verfügung.

Seit Anfang des Jahres fördere die ISB darüber hinaus mit Tilgungszuschüssen in Höhe von bis zu 25 Prozent des Darlehens Investitionen im sozialen Mietwohnungsbau. Die Einkommensgrenzen seien so bemessen, dass große Teile der Bevölkerung Anspruch auf Förderung haben; junge Familien mit mittlerem Einkommen stünden hier im Fokus. „Die Gewobau und die Genossenschaften in Bad Kreuznach sind unsere Partner bei der Schaffung bezahlbaren Wohnraums.“

Zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum hob Staatssekretär Dr. Stephan Weinberg auch die Rolle des Bündnisses für bezahlbares Wohnen und Bauen Rheinland-Pfalz hervor. „Insgesamt wollen wir in dieser Legislaturperiode rund 20.000 Wohnungen neu in die soziale Wohnraumförderung aufnehmen. Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir vor gut einem Jahr das ‚Bündnis für Bezahlbares Wohnen und Bauen Rheinland-Pfalz‘ gegründet. Inzwischen arbeiten wir mit 20 Institutionen zusammen, denn Wohnungspolitik kann nur mit gebündelten Kräften erfolgreich gestaltet werden. Es bedarf eines Zusammenwirkens aller Akteure aus Wirtschaft und Wissenschaft, der Verbände, und vor allem auch der Kommunen, um die Herausforderungen bewältigen zu können. Mittlerweile können wir stolz darauf sein, dass wir mit den Bündnispartnern ein Netzwerk gebildet haben, durch das wir uns in regem Austausch befinden und von dem alle Partner profitieren und damit im Ergebnis: die Menschen in unserem Land“, so Dr. Weinberg.
Das Bündnis habe dabei nicht alleine die Schaffung von bezahlbarem Wohnen im Blick, sondern auch Innovation und Nachhaltigkeit beim Planen und Bauen sowie den Erhalt und die Stärkung einer sozial ausgewogenen Durchmischung der Wohnquartiere in den rheinland-pfälzischen Kommunen.

Aus Sicht der Verbände sei Wohnraumförderung in Rheinland-Pfalz auf einem guten Weg, bestätigte Roswitha Sinz vom Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (VdW) Rheinland Westfalen. „Heute sind kommunale Wohnungsunternehmen unverzichtbare Partner von Stadtentwicklung und Wohnungspolitik für die Kommunen.“ Das Wohnumfeld habe sich zum Lebensumfeld erweitert, die Versorgung im Alltag der Familie, etwa bei Kindergartenplätzen oder Pflegestützpunkten für ältere Bewohner, an Bedeutung gewonnen. Die Gemeinnützigkeit stehe beim Wohnungsbau wieder mehr im Vordergrund. „Im Sinne der sozialen Marktwirtschaft können die Wohnungsunternehmen gemeinwohlorientiert handeln – bei guten Rahmenbedingungen.“ Strenge Richtlinien, die den Ausbau des Rohbaus verteuerten, seien den verschiedensten Interessen geschuldet, die sich im Wohnungsbau bündelten. Man müsse daran gehen, diese Interessen und Forderungen weniger schematisch umzusetzen. Zum Beispiel in der Frage von Parkplätzen. Wenn das Mobilitätsverhalten sich ändere, könne man die Stellplatzverordnung anpassen.

 

 

 

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