24.04.15 – Raumausstattermeister wollen Mindestqualifikation

 

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Bad Kreuznach
„GESELLENBRIEF MUSS PFLICHT BLEIBEN!“
>>> Raumausstattermeister wollen Mindestqualifikation für Handwerksbetrieb wieder einführen
>>> „Qualifikation ist keine Wettbewerbsbeschränkung“, wettert Raumausstatter Helmut Schmidt aus Pfaffen-Schwabenheim gegen den EU-Vorschlag, auch ohne Meisterbrief Handwerksbetriebe zu führen
>>> „Nur wer das Handwerk gelernt hat, kann gute Handwerksarbeit abliefern“, weiß Schmidt, der schon viel „Murks“ von den ungelernten Billiganbietern sanieren musste

 

Quelle: Kreishandwerkerschaft Rhein-Nahe-Hunsrück (Marianne Reuter-Benz)

 

BAD KREUZNACH. „Qualifikation ist keine Wettbewerbsbeschränkung“, wettert Raumausstatter Helmut Schmidt aus Pfaffen-Schwabenheim gegen den EU-Vorschlag, auch ohne Meisterbrief Handwerksbetriebe zu führen.

Als Obermeister seiner Innung, die für die Landkreise Bad Kreuznach, Simmern und Birkenfeld zuständig ist, und als Landesinnungsmeister weiß er, wovon er spricht: Denn ausgerechnet in seinem Handwerk ist das seit 2004 möglich. „Viele dieser `Raumausstatter´ haben noch nicht mal einen Gesellenbrief!“ Zumindest dieser sollte wieder als Zugangsvoraussetzung für die Betriebsführung durchgesetzt werden, fordert er – schon allein zum Schutz der Verbraucher.

Als Obermeister der Innung für Raumausstatter und Bekleidungshandwerke in der Region ist Helmut Schmidt nicht nur beruflich, sondern auch bundesweit als Lobbyist für sein Handwerk unterwegs.

Als Landesinnungsmeister kämpft er seit Jahren beim Bundesfachverband dafür, dass für die Betriebsführung im Raumausstatter-Handwerk zumindest der Gesellenbrief wieder Pflicht wird.

Die Statistik sei erschreckend, sagt er auf der Jahresversammlung seiner Innung: Von den bundesweit 27.500 gemeldeten Raumausstatter-Betrieben seien 2015 lediglich 2.200 Meisterbetriebe, 2014 waren es noch 800 mehr!

Im Mai hofft er beim Zentralverband des Deutschen Handwerks in Berlin auf Unterstützung, berichtete Schmidt. „Jetzt nämlich, nach mehr als zehn Jahren, ändern sich hier die Standpunkte“, hofft er. Die Handwerksnovellierung 2004 sei ein Fehler gewesen.

Mittlerweile zählt die Innung Bad Kreuznach nur noch 17 Meisterbetriebe, darunter 13 Raumausstatter, eine Modistin, ein Schneiderbetrieb und zwei Schuhmacher. Und weil nur Meister Lehrlinge ausbilden dürfen, fehlt auch hier der qualifizierte Nachwuchs.

Im Kreis Bad Kreuznach gibt es zurzeit fünf Raumausstatter-Lehrlinge und einen Auszubildenden im Modisten-Handwerk, im Kreis Birkenfeld sind´s nur zwei Lehrlinge im Raumausstatter-Handwerk und im Hunsrück lernt kein einziger mehr.

Ohne Meisterbrief gebe es keine duale Ausbildung, betont Schmidt. Und auch wenig Perspektiven für viele Jugendliche: „In Spanien sind über 50 Prozent der Jugendlichen arbeitslos, bei uns sieben Prozent!“

Aber: „Nur wer das Handwerk gelernt hat, kann gute Handwerksarbeit abliefern“, weiß Schmidt, der schon viel „Murks“ von den ungelernten Billiganbietern sanieren musste.

Oft seien diese Wettbewerber noch nicht mal billiger. Schmidt: „Mit der Handwerksnovellierung 2004 wurde die Schwarzarbeit quasi legalisiert.“ Qualitätsbewusste Kunden beauftragen nach wie vor allerdings „ihre“ Handwerker. So hätten Raumausstatter trotz der großen Konkurrenz „gut zu tun“, sagt Obermeister Schmidt – und zahlen selbstverständlich ihren Mitarbeitern mehr als den Mindestlohn.

 

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