13.12.14 – Kreuznacher Imterplast-Ärzte operierten in Mumbai

 

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Bad Kreuznach
KREUZNACHER INTERPLAST-ÄRZTE
OPERIERTEN IM INDISCHEN MUMBAI

 

Quelle (auch Fotos): Interplast-Deutschland

 

BAD KREUZNACH. Das INTERPLAST-Team um Dr. Nina Mattyasovszky und Dr. Jens-Peter Sieber aus der Abteilung für Plastische Chirurgie des Diakonie Krankenhauses ist zurück aus dem indischen Mumbai. Sie waren dort zwei Wochen um vornehmlich die Ärmsten der Armen aus den Slums von Bombay zu operieren.

Dr. Jens-Peter Sieber hat zwei Berichte geschrieben, welche die persönliche Betroffenheit der Erlebnisse lebhaft wiederspiegeln.

 

 

INTERPLAST goes „slumdog millionaire“

Jeder der den Film „slumdog millionaire“ gesehen, ja eher erlebt hat, kann sich vorstellen wie ein indischer Slum aussieht. Tausende, zehntausende, ja hunderdtausende Männer, Frauen und Kinder leben auf engstem Raum unter katastrophalen hygienischen Bedingungen.

Es gibt keine Arbeit und kein Geld, von der medizinischen Betreuung ganz zu schweigen.

Indien ist ein aufstrebendes Land mit unglaublichem Reichtum und unvorstellbarer Armut.
Um ihr kleines Kind wegen fürchterlicher Verbrennungsnarben operieren zu lassen, müssten Papa und Mama in einem Slum fast ein Jahreseinkommen investieren. Und dabei geht es nicht um Schönheit und gutes Aussehen, sondern schlichtweg das Überleben.
Ein Kind, das aufgrund seiner Vernarbungen nicht laufen kann, wird niemals arbeiten können. Das bedeutet kein Geld, keine Familie, keine Kinder. Ein Leben vorbestimmt durch das unverschuldete Schicksal bitterer Armut.

Ein fast typisches Straßenbild in Mumbai – Leben und teilweise auch Chaos pur

In einer Stadt wie Mumbai, früher Bombay, finden sich genügend Plastische Chirurgen, um einmal ganz Bad Kreuznach „verschönern“ zu lassen. Und das in geschätzt ein paar Wochen.  Doch anders als bei uns hat in Indien nicht jeder, eher kaum einer, das Recht auf kostenlose, optimale Behandlung.

Die wirklich bitter Armen: und davon gibt es in Indien leider noch allzu viele, haben keine Garantien: weder auf Gesundheit und Würde, noch auf Leben. Doch wie erreicht man genau diese?

Wie gesagt ist Mumbai mittlerweile eine reiche, prosperierende Stadt. Letztes Jahr haben wir bei unserem Einsatz dort die Ärmsten der Armen erlebt, die uns vor Dankbarkeit die Hände geküsst haben. Gefühlte Bruchteile einer Sekunde später wurden uns kleine Köstlichkeiten im 20. Stock eines Luxushochhauses von einem reichen Inder und Unterstützer unseres Einsatzes gereicht.

Die Kontraste sind manchmal unvorstellbar und auch unverständlich.

Aber: „this is India“, eine Weisheit, die mir einer der ersten Inder, die ich 1989 damals in Bombay getroffen habe, für mein weiteres Leben mitgegeben hat.

Um die wirklich Bedürftigen zu finden, muss man dahin gehen, wo sie wohnen. In die Slums. Und genau dorthin geht die nächste Reise unseres INTERPLAST-Teams.
Leider können uns dieses Jahr unsere verdienten Kollegen und manchmal auch Haudegen Udo Brosche und Frank Folchert nicht begleiten. Arbeit und Krankheit kamen dazwischen. So ist es nun mal im wirklichen Leben.

Wir (das INTERPLAST-Team aus dem Kreuznacher Diakonie Krankenhaus Dr. Nina Mattyasovszky und Dr. Jens-Peter Sieber) freuen uns auf diesen Einsatz.

Wir werden in Mumbai in die größten und hoffentlich auch kleinsten Slums dieser unglaublichen Stadt gehen und dort die Kinder und Bedürftigen finden, die unsere Hilfe bitter nötig haben.

Ich wünsche mir für uns, nach zwei Wochen unter den Ärmsten der Armen mit einem besonderem Gefühl zurückzukehren – einem Gefühl von Zufriedenheit und Ruhe. Zufriedenheit, weil wir die erreichen konnten, denen wir helfen wollten.

Ruhe bekommt man dann ein wenig, wenn sich kurz vor Weihnachten das Gefühl breit macht, etwas zurückgegeben zu haben. Das wäre ein wenig Ausgleich für unsere beruhigende Sicherheit, hier zu Hause immer und jederzeit die optimale Versorgung zu bekommen. Wir haben fast alles – mal mehr mal weniger. Aber so viele haben fast nichts. Da wollen wir helfen.

Wir werden Ihnen nach unserer Rückkehr berichten.
Erzählen davon, ob wir unsere Ziele erreicht haben, ob wir Zufriedenheit erlebt und Ruhe gefunden haben. Und ganz wichtig: ob ein paar „slumdog millionaires“ den Jackpot geknackt haben und jetzt, nachdem wir ihnen helfen konnten, wieder arbeiten und Kinder bekommen können. Ganz einfach leben können. Ein bisschen so wie wir… Bis bald

Jens-Peter Sieber

 

 

INTERPLAST goes „slumdog millionaire“,     Teil II

Es muss wohl schon der zweite oder dritte OP-Tag gewesen sein, als Renoka zu uns kam.

Wir hatten bis dahin schon zahlreiche, schwerste Verbrennungen operiert, darunter auch unseren „Dhobi Wallah“.

Er war früher einmal einer jener Wäscher, die man überall in Indien an den Flüssen mit der Hand riesige Berge von Kleidern waschen sieht. Doch dann kam alles anders. Durch einen Unfall zog er sich schwerste Verbrennungen am ganzen Körper zu. Ein Wunder, dass er das überhaupt überlebte.

Anästhesist und Plastische Chirurgen gemeinsam bei der Arbeit

Jetzt hat er alles verloren, kann nicht mehr arbeiten und lebt als Obdachloser in einem der riesigen Slums. Er fand den Weg zu uns und wir konnten ihm durch mehrere Operationen zumindest etwas helfen. Vielleicht kann er wieder arbeiten, ein Obdach finden und sich dann wieder um seinen kleinen Sohn kümmern.

Doch zurück zu Renoka: wie gesagt, sie kam eigentlich zu spät zu uns, um überhaupt noch operiert zu werden, denn der OP-Plan für die erste Woche war bereits übervoll und die besonders schweren Fälle, die Hauttransplantationen bedürfen, müssen bereits in den ersten Tagen operiert werden. Doch Renoka’s Leidensgeschichte berührte uns auf ganz besondere Weise.

Dr. Nina Mattyasovszky mit unserem kleinen „Strahlemann“ und seiner Mutter

Das acht Jahre alte Mädchen wurde vor knapp einem Jahr Opfer eines tragischen Ereignisses. Ihre Mutter hatte sich wegen schwerster familiärer Probleme mit Benzin übergossen und verbrannt. Sie kam ums Leben.
Ihre kleine Tochter Renoka zog sich dabei schwerste Verbrennungen zu. Ihre Finger, Hand und der gesamte rechte Arm waren ein einziger narbiger Klumpen. Auch ihr Gesicht und restlicher Körper hatten schlimme Vernarbungen.

Das kleine Mädchen war in Begleitung ihrer Großmutter und sehr ängstlich. Das kann man sehr gut verstehen, wenn man sich ausmalt, wie viele Schmerzen sie hatte ertragen müssen, ohne jemals einen Arzt gesehen zu haben.

Die Operation verlief gut, sehr gut. Zunächst hatten wir nur geplant, die Vernarbung am Ellenbogen zu lösen. Am Ende hatten wir es dann nach über sieben Stunden geschafft durch zahlreiche Hauttransplantationen aus dem narbigen Klumpen wieder eine voll funktionstüchtige Hand samt Arm zu rekonstruieren.

Das INTERPLAST-Team genießt einen kleinen Ausflug zum Strand inmitten Mumbais

Auch die schlimmsten Entstellungen im Gesicht konnten wir verbessern. Obwohl ich am Ende der Operation mit unserer Arbeit sehr zufrieden war, wurde ich doch für einen Moment sehr traurig.

Es war, als die kleine Renoka nach der Operation erwachte. Ihr war kalt, sie hatte eine achtstündige Narkose hinter sich und alles war bedrohlich. Sie hatte Angst und rief nach ihrer ….Mama. Der Ruf klingt jetzt noch in meinen Ohren nach.

In den folgenden Tagen durften wir dann mit großer Herzensfreude ihre rasche Genesung miterleben und erfahren, wie das kleine Mädchen in ihrem veränderten Aussehen auflebte. Einfach unbeschreiblich.

Sie wird uns immer in Erinnerung bleiben. Und selbst, wenn wir nur für sie alleine gekommen wären, so hätte sich die Reise für uns schon voll und ganz gelohnt.
Doch sie war eine von 50 Patienten, an denen wir fast hundert Operationen durchführten.

Die alleinige Anzahl der Operationen ist dabei unwichtig, solange wir denen helfen konnten, die uns brauchten. Das ist manchmal nicht einfach.
Auch unser armer obdachloser Freund erholte sich sehr gut, genau wie alle anderen großen und kleinen Patienten.

Und so verließen wir Mumbai mit dem Gefühl, vieles aber nicht genug bewegt zu haben.

Vor unserem Einsatz wünschte ich mir, nach zwei Wochen unter den Ärmsten der Armen mit einem besonderem Gefühl zurückzukehren – einem Gefühl von Zufriedenheit und Ruhe. Zufriedenheit, weil wir die erreichen konnten, denen wir helfen wollten. Ruhe bekommt man dann ein wenig, wenn sich kurz vor Weihnachten das Gefühl breit macht, etwas zurückgegeben zu haben. Ich glaube es hat funktioniert.

Wir danken allen Unterstützern und Spendern von Interplast in unserer Region Bad Kreuznach, die diesen Einsatz möglich gemacht haben.  

Unser ganz besonderer Dank gilt Udo Brosche und dem Fahrdienst des DRK. Die Jungs haben uns unkompliziert und ungemein hilfsbereit gefahren, mit all unseren Kisten und Geschichten.

Jens-Peter Sieber

 

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