09.01.13 – GERICHT: Vierter Verhandlungstag um getötete ANNA

WENIGE STUNDEN VOR IHREM TOD:
„SIE SAH SO FRÖHLICH AUS UND WOLLTE KUSCHELN“

Von: Rolf Müller, Kreuznachernachrichten.de

BAD KREUZNACH / NIEDERWÖRRESBACH.(09.01.13).  Als liebevolle Oma wurde die 56 Jahre alte Frau, die sich wegen Totschlags vor dem Kreuznacher Landgericht verantworten muss, mehrfach beschrieben. Doch wie weit sie in der Lage war, für ihr anvertraute Kinder auch tatsächlich Verantwortung zu übernehmen, zeigt eine kleine Begebenheit, über die wir bereits kurz berichtet haben.

Am Tattag nämlich konnte die kleine, zweijährige Enkeltochter seelenruhig und unbemerkt die Wohnung und das Haus verlassen. Draußen angekommen, begab sie sich in der Straße auf Wanderschaft und sorgte so für Neugierde in der Nachbarschaft, denen die kleine Anna fremd war. Am gestrigen, vierten Verhandlungstag, sagte eine Reihe von Zeugen zu diesem Vorfall aus.


„Schau mal, da sitzt ein kleines Kind ganz allein auf der Straße“, berichtete eine Frau, die zusammen mit ihrem Mann im Auto in Niederwörresbach unterwegs war. „Sie hat so fröhlich geschaut, ließ sich sofort auf den Arm nehmen und fing an zu kuscheln.“

Anwohner, die diesen Vorgang beobachtet haben, boten ihre Hilfe an. „Wir dachten zunächst, dass es sich um ein Kind der Schausteller von der kleinen Kirmes handeln könnte, das sich vielleicht verirrt hat“, berichtete eine andere Zeugin. Das sei gegen 16 Uhr gewesen. Gemeinsam wollten die Nachbarn mit der kleinen Anna zu der Kirmes gehen um dort nachzufragen, als plötzlich der Großvater erschien. Der kam nämlich nach Hause, bemerkte recht schnell, dass seine kleine Enkeltochter verschwunden war und machste sich selbst sofort auf die Suche. So nahm der kurze Ausflug der kleinen Anna ein glückliches Ende. Wenige Stunden später war sie tot.

Weil im Verlauf des Prozesses Wohnungsnachbarn berichtet hatten, es habe immer wieder Lärm, in Form von Geschrei und Türeschlagen gegeben, hörte die Schwurgerichtskammer unter Vorsitz von Dr. Bruno Kremer auch den Vermieter als Zeugen. Lediglich einmal sei er auf einen Fall angesprochen, bei dem Lärm aus der Wohnung von Annas Großeltern gedrungen sei. „Ansonsten waren das korrekte Mieter“, so der Zeuge.


Der Prozess wird am 22. und 25. Juni fortgesetzt. Ob es dann bereits zu einer Urteilsverkündung kommen wird, steht noch nicht sicher fest.