17.11.12 – DEXHEIMERS GEDANKEN: „Herbstwald“

DEXHEIMER UND DER hERBSTWALD


Wann sind sie eigentlich gefallen in diesem Jahr, die Blätter der Bäume?
Ich erinnere mich an einen spektakulären Herbst mit bunten Wäldern, Weinbergen in sattem Gelb und funkelndem Rot, leuchtend im frühen Morgenglanz. Doch wenn ich dieser Tage durch die Natur spaziere, raschelt nur totes Laub unter meinen Füßen. Beim Autofahren über Land sehe ich kahle Bäume, vom ersten Frost überzogen.
Seit Jahren, eigentlich ein Leben lang, jage ich diesem Augenblick hinterher, wenn sie herab segeln, die endlosen Blätterheere. Ich stelle es mir schmerzhaft schön vor: Ein sanfter Regen aus vielfarbigem Laub unter dem sich wandern lässt wie im Traum. Doch immer wenn ich mich im Herbst daran erinnere, ist es schon zu spät, habe ich in der rasenden Schnelle unserer Zeitläufe den entscheidenden Moment verpasst.
Und so langsam schwant mir, ich könnte wegen der Nichtigkeiten, die ein Dasein immerfort von seinem Kern ablenken, ihn niemals je erleben.