DEXHEIMERS GEDANKEN: Mediale Floskeln

MEDIALE FLOSKELN

Wenn’s irgendwo auf der Welt kracht, ist das meistens schlimm. Noch schlimmer scheint es dann  nach Meinung der Medien zu sein, wenn auch „Frauen und Kinder“ betroffen sind. Von Männern wird erwartet, dass sie es un preußischer Pflichterfüllung heroisch akzeptieren, ihr Leben bei Flugzeugabstürzen, Terroranschlägen, Massakern oder Tsunamis zu verlieren. Was vor wenigstens 100 Jahren ein Journalist zur Steigerung der Dramatik formuliert hat, wird bis heute unreflektiert wiedergekaut: Frauen und Kinder.
Ebenfalls in die Mottenkiste angewandter Sprache gehört  „sterbliche Überreste“.
Einst wohl erdacht, um trauernde Angehörige dezent auf die unsterbliche Seele hinzuweisen, hört sich das in Zeiten der Mülltrennung doch höchst seltsam an. Genauer gesagt so, als habe der Mensch etwas hinterlassen, das auf dem Wertstoffhof nicht wiederverwertet werden kann.
Kreativer Journalismus sollte diese Floskeln endlich entsorgen. Bei der nächsten Katastrophe verdienen auch die Männer und Väter der Frauen und Kinder einmal Erwähnung. Und bitte nicht nur als deren sterbliche Überreste.