FASTNACHT 2016 – MZ – Schenk kritisierte Absage / Bonewitz kontert

 

 

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Mainz
GÜNTER SCHENK KRITISIERTE ABSAGE DES MAINZER ROSENMONTAKSZUGES / MICHAEL BONEWITZ VOM MCV KONTERT
>>> Im SWR-Fernsehen äußerte sich heute Morgen der Mainzer Fastnachtshistoriker Günter Schenk kritisch über die Absage des Rosenmontagszugs.
>>> Bonewitz:“Wir mussten für 9.500 Zug-Teilnehmer, für 150 Wagen und 500.000 Zuschauer eine Entscheidung fällen. Und wir haben in der Kürze der Zeit alle Eventualitäten durchgespielt.“
>>> OB Michael Ebling:“Es wäre das Ende des Frohsinns, wenn irgendwo ein Bauzaun in eine Menschengruppe fliegt, wenn ein Komiteewagen umkippt, und wir Menschenleben leichtfertig gefährden.“

 

Mainz-Nachrichten.de

 

MAINZ. Im SWR-Fernsehen äußerte sich heute Morgen der Mainzer Fastnachtshistoriker Günter Schenk kritisch über die Absage des Rosenmontagszugs.

Schon immer hätten die Mainzer Fastnachter Wind und Wetter getrotzt, seien sogar bei Minusgraden oder Schneetreiben im närrischen Zug losgezogen. Da habe man sich keine Gedanken darüber gemacht, dass etwas hätte passieren können, genauso wenig, wie man sich im fernen Rio de Janairo keine Worte darüber verlieren würde, dass es dort zum Karneval immer wieder Tote durch Gewaltdelikte geben würde.

Die Äußerungen Schenks rief Michael Bonewitz, Pressesprecher des Mainzer Carneval Verein (MCV) auf den Plan. Der MCV ist Organisator des Mainzer Rosenmontagszuges. Nachfolgend das Statement, das Michael Bonewitz auch über Facebook veröffentlichte, im Original:

 

„Wir haben tatsächlich gestern den Rosenmontagszug abgesagt. Es ist uns allen unglaublich schwer gefallen. Aber die Wetterprognosen des Deutschen Wetterdienstes mit Windstärke 8-9, in Spitzen bis Windstärke 10, und das über einen Zeitraum von mehreren Stunden zwischen 10 und 18 Uhr hat uns uns düstere Auswirkungen vor Augen geführt.

Ein Verantwortlicher der Mainzer Feuerwehr hat uns Fotos gezeigt, was bei einer ähnlichen Windstärke auf einem Festival passiert ist.

Sanitätszelte sind dort durch die Luft geflogen, ein Getränkewagen, das Festivalgelände musste evakuiert werden.

Nicht auszumalen, wenn so etwas auf dem Zugweg oder vielleicht sogar an mehreren Stellen passiert. Die größten Sorgen machte uns der Aufstellungsbereich in der Mainzer Neustadt.

Hier stehen tausende Narren über Stunden und warten bis der Zug losgeht. Viele Kinder, Familien. Und der gesamte Aufstellungsbereich in der Goethestraße ist voller Bäume.

Wir mussten diese Entscheidung nicht für eine Garde oder einzelne Personen treffen, die nun vielleicht heroisch trotz Absage durch und Wind und Sturm marschieren, auf ihr eigenes Risiko.

Wir mussten für 9.500 Zug-Teilnehmer, für 150 Wagen und 500.000 Zuschauer eine Entscheidung fällen.

Und wir haben in der Kürze der Zeit alle Eventualitäten durchgespielt.

Wir haben überlegt, Sanitätszelte im Aufstellungsbereich zu positionieren, Notärzte und Rettungswagen. Aber auch die Zelte hätten ja nicht standgehalten. Je mehr wir überlegt haben, wie wir die Sicherheit verstärken können, umso aussichtsloser schien uns die Situation.

Wir haben auch überlegt, wie Köln oder Düsseldorf, erst am Rosenmontag zu entscheiden. Aber macht so etwas wirklich Sinn, wenn tausende Narren im Aufstellbereich stehen und Hunderttausende am Wegesrand? Und dann mit einem Polizeiwagen durch die Reihen zu fahren und per Lautsprecher mitzuteilen: „Wir müssen leider den Zug absagen!“

Zu irgendeinem Zeitpunkt muss man die Entscheidung fällen.

Wir haben sie am Vorabend gefällt, nach Abwägung aller Risiken und nach den uns vorliegenden Daten: Die Feuerwehr, die MCV-Zugleitung, die Sanitätsdienste, die Security, die Polizei, die städtischen Behörden und nach dem klar war, dass wir tatsächlich absagen müssen, haben wir den Oberbürgermeister informiert und den Präsidenten des MCV.

Michael Ebling saß gerade im Komitee der Bohnebeitel, Richard Wagner im Komitee der letzten MCV-Sitzung. Beide kamen direkt zu uns. Und wir haben einstimmig eine Entscheidung getroffen. Gerade uns vom MCV, die wir seit Monaten auf dieses Ereignis hinarbeiten, ist einen Moment lang das Herz stehen geblieben.

Alles, die Entwicklung der Motive für den Rosenmontagszug, der Bau der Wagen, die Koordinierung sämtlicher Dienste und Behörden, die Zugstrecke, die Sicherungsmaßnahmen, die Schilder, die wir gehängt haben, die Fahnen und Banner, die Bühnen und Bauten, das 970 Seiten umfassende Sicherheitskonzept – das alles konnten wir mit dieser Entscheidung in den Wind schreiben.

Wir müssen damit zugleich all die Menschen enttäuschen, die auf diesen Tag hingearbeitet, die Gardetänze einstudiert, die Musikstücke geprobt, die Urlaub genommen haben.

Vom finanziellen Verlust wollen wir gar nicht reden. Das alles haben wir in die Waagschale geworfen, weil zu befürchten war, das Menschenleben leichtfertig gefährdet werden.

So haben wir also entschieden.

Schon auf dem Weg zur Pressekonferenz war uns klar, dass nun Verschwörungstheorien folgen werden. Ich kann nur eines sagen, es war so wie hier beschrieben und nicht anders. Ich war dabei.

Die Verschwörungstheoretiker haben dagegen einen leichten Job, die müssen sich keine Gedanken machen, die müssen keine Verantwortung tragen – die lassen lediglich ihrer Fantasie freien Lauf, erfinden wild drauf los und haben offenbar Spaß daran, uns auf keinen Fall zu glauben.

Es gab in unserer Entscheidungsphase keine Terrorwarnung, es sind auch keine Aliens gelandet, auch war keine Lügenpresse bei uns im Organisationscontainer.

Da standen zwischenzeitlich 20 erwachsene Menschen und waren sprachlos.Und dann sagte Michael Ebling, `Wenn wir jetzt absagen, ist das nicht das Ende des Frohsinns, wir feiern auch trotz Absage den Rosenmontag, nur eben anders. Aber es wäre das Ende des Frohsinns, wenn irgendwo ein Bauzaun in eine Menschengruppe fliegt, wenn ein Komiteewagen umkippt, und wir Menschenleben leichtfertig gefährden.´

Es bleibt jedem selbst überlassen, die Entscheidung gut und richtig oder falsch zu empfinden. Aber auf die Aussage eines namhaften Fastnachtsexperten und Fastnachtsbuchautors: `In Rio de Janeiro sterben jedes Jahr 20 Menschem beim Karneval, das sind närrische Kollateralschäden. So was muss man inkauf nehmen.´ – kann ich nur antworten: Das müssen wir nicht. Diesem Zynismus mag ich mich nicht anschließen.

All die Schlauberger sind herzlich aufgerufen uns im kommenden Jahr bei der Organisation des Rosenmontagszuges aktiv zu helfen, wir brauchen viele ehrenamtliche Helfer.“

 

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