Weihnachten 2014 – Neues von den Kreuzelmännchen

 

Weihnachtszeit 2014
NEUES VON DEN KREUZELMÄNNCHEN
Von Änne Fuhrmann und Brita Link

 

 

Könnt ihr euch noch an die Kreuzelmännchen erinnern?
Das ganze Jahr über lebten sie zufrieden im Milchhäuschen auf der Roseninsel.

Finchen, die Powerfrau, die ihre Freunde immer wieder auf Ideen bringt, was man in der Vorweihnachtszeit so alles anstellen könnte, wartet ungeduldig auf die dunkle Jahreszeit.  

Heinrich der Älteste, mit seiner gemütlichen Art versucht vergeblich, sie in ihrem Elan zu bremsen. Aber das schafft er nicht.

Hans, der mit dicken Bauch, der alles hinkriegt, und Kalli der Schelm und Vorwitzigste, beide leben nach dem Motto „Essen hält Leibt und Seele zusammen“

Herbert, der Weise hört sich die Vorschläge an und gibt dann seine Kommentare ab.

Und so entstanden auch in der Adventszeit in diesem Jahr wieder viele Überraschungen für die Kreuznacher Bürger.

Finchen steht auf den Zinnen des Milchhäuschens. Es ist kalt in dieser Heiligen Nacht. Sie haucht Ihren  Atem  und er weht wie eine weiße Wolke vor ihrem Mund.
Finchens Blick schweift hinüber über die Stadt. Alles ist noch hell erleuchtet.

In den Fenstern brennen die Lichter. Die Bürger feiern Weihnachten in ihren warmen Stuben und erfreuen sich an den Geschenken.

Finchen zieht ihr rotes Jäckchen enger um sich und zieht die schwarze Baskenmütze über die Ohren. Sie konnte noch nicht schlafen. Die vergangenen Wochen waren anstrengend und Hans, Herbert Heinrich und Kalli werkelten noch an der Überraschung für die Kreuznacher Bürger zu Weihnachten.
 
Schön war es mal wieder während der Adventszeit, und die leuchtenden Augen der Menschen war ihnen Lohn genug für all die Mühen.

Etwas trostlos schienen die mit Tüchern verhangenen Schaufenster in der Fußgängerzone zu sein. „Laden zu vermieten“ – diese Schilder sah man immer häufiger, und immer häufiger gesellten sich neue Tuch behängte Läden dazu.

Die Bürger beklagten das sehr. Kreuznach sei immer eine stolze Einkaufsstadt gewesen, meinten sie. Wer sollte sich hier noch einmieten wollen?

Finchen und ihre Freunde machten sich ebenfalls ihre Gedanken und handelten.

Hinter den Tüchern tat sich etwas, unbemerkt von den Spaziergängern da draußen.

Farbeimer, Pinsel, Holz, Pappe und alle möglichen Bastelzutaten wanderten nach Einbruch der Dunkelheit in die Läden. Finchen und ihre Freunde hatten sich in dem einen oder anderen Ladenlokal eine richtiggehende Werkstatt aufgebaut. Spielsachen wollten sie basteln, kleine Holzeisenbahnen, Autos mit und ohne Anhänger, Schaukelpferde, Holztiere für einen Kinder-Bauernhof, Puppenbettchen  und vieles andere mehr.

In einem anderen Laden war Finchen zugange. Hier ratterte die Nähmaschine, und die bunten Garnrollen hüpften vor Freude in den Halterungen, wenn sie Puppenkleid um Puppenkleid zusammen nähte. Eine lange Stange voller niedlicher Sachen hing mitten im Raum, verborgen vor neugierigen Blicken von der Straße. Kleine Ballkleidchen, kurze und lange Hosen. Gerade entstand ein kleines Dirndl.

Eine Puppenklinik befand sich im Nachbarhaus, in dessen vor Schmutz starrendem Auslagefenster, gab es ebenfalls ein Schild, das ankündigte, dass man einen Nachfolger suche. Niemand der Passanten beachtete das graue Tuch vor den Scheiben, das den Blick ins Innere verwehrte.

Einzelne Puppenarme- und Beine lagen auf dem Tisch und  blaue, braune und grüne Augen kullerten manchmal auf den  Boden. Kranke Puppenkinder wurden hier wieder gesund gemacht.
Schön sahen sie aus, wenn sie so in ihren neuen Kleidchen auf der alten Couch aneinander gereiht saßen und darauf warteten, zu ihren Puppenmamas zurückzukehren. Was würde die für Augen machen, wenn ihre Lieblinge am Heiligen Abend unter dem Weihnachtsbaum saßen.

Manche Passanten wunderten sich über leckere Düfte, die aus einem Metzgerladen drangen, wussten sie doch, dass der Betrieb lange still gelegt worden war.

Niemand ahnte, dass ihn die Kreuzelmännchen in Besitz genommen hatten, Sie verarbeiteten  dicke Schweine zu leckeren Würsten und hängten saftige Schinken in den Rauch.

Kalli, dessen Lebensmotto es war, dass gut Essen und Trinken Leib und Seele zusammen halten würde, war in seinem Element. Sein Gesicht glänzt vor Freunde wie eine Speckschwarte, als er sein Werk betrachtete. Er freute sich schon auf die erste Weihnachtsbratwurst.

Auch eine Bäckerei, aus der schon lange kein Geruch von frisch gebackenem Brot entströmte, nahm die Tätigkeit wieder auf. Hans verstand sich auf das Backen und schob einen Brotlaib nach dem anderen und Brötchenteiglinge in den Ofen, bis alles goldbraun und knusprig war.

Auch die anderen Kameraden blieben nicht untätig. Es gab viel zu organisieren.
 
Auf dem Kornmarkt hatte die Stadt wohl vergessen, den großen Weihnachtsbaum aufzustellen, so wie in jedem Jahr. Auch das holten die flinken Kreuzelmännchen  nach. Eine wunderschöne 6 m hohe Tanne aus dem Soonwald stand mitten auf dem Platz und abends erleuchteten helle Lichter den Kornmarkt.

Es wurden Waffeln,  Bratäpfel, Glühwein und Kinderpunsch verkauft. Die Bürger versammelten sich gerne hier und hielten ein Schwätzchen.
Endlich war es soweit. Am Morgen des Heiligen Abends lag der Schlosspark in dichtem, weißen Schnee. Die Sonne ließ ihn wie Kristall glitzern.

Noch sah man keine Fußspuren. Doch das sollte sich sehr bald ändern.
Reges Leben begann, als die Kreuzelmännchen mit ihren hoch beladenen Karren anrückten. Sie bauten Buden auf mit Tischen und Bänken, legten Weihnachtsdecken auf und bereiteten die großen Kessel für den dampfenden Glühwein und den Kinderpunsch vor. Auch hier   wurden Waffeln gebacken und Plätzchen angeboten.
Schokoladen-Weihnachtsmänner lugten hinter den Bäumen hervor.
 
Der Teich war in der Nacht zugefroren, und die beiden schwarzen Schwäne hatten sich in ihr Schwanenhaus zurückgezogen.

Nun holten die Kreuzelmännchen große Stangen und rammten sie fest in die Erde.

Dazwischen spannten sie ein riesiges Tuch, das Finchen mit Weihnachtlichen Elementen bemalt hatte. Darauf stand „Guten Appetit und viel Freude für unsere Bürger“.

Die Kreuzelmännchen betrachteten ihr Werk. Sie waren zufrieden. Langsam trudelten Neugierige ein. Sie lasen das Schild und rieben sich verwundert die Augen. Als sie die angebotenen Köstlichkeiten bezahlen wollten, waren sie verwirrt, als sie keinen Verkäufer oder Kassierer fanden.

Als sie Kassen suchten, fanden sie lediglich Plakate auf denen geschrieben stand, dass die Weihnachtsmarktbesucher keinen Cent  zu zahlen hätten. Geheime Spender würden Ihnen ein frohes Weihnachtsfest wünschen.

Es wisperte durch den Park, der Kämmerer der Stadt habe seine Spendierhosen an…

Geheime Spender, murmelten sie und blicken sich suchend um. Schon bald hörte man es flüstern: „Sollten die Kreuzelmännchen hinter der Überraschung stecken?“

Natürlich hatten sich Finchen, Herbert, Hans, Kalli und Heinrich im Schloss versteckt und schauten dem bunten Treiben zu. Sie freuten sich, als die Kinder die Spielsachen an sich nahmen und anschließend auf dem Eis herumrutschten.

Und am Gitter der kleinen Brücke war  Rolf der Elch angebunden und wurde bewundert. Heinrich hatte ihn aus einem privaten Besitz hierher gebracht . Rolf gefiel es, dass er so viel Aufmerksamkeit auf sich zog. Er schwenkte langsam seinen Kopf und schaute von einem Kind zum anderen. Den Eltern gefiel das auch.

Nur Kalli, der Schelm, machte seinem Namen wieder mal alle Ehren, als er sich heimlich unter das Volk mischte und den älteren Damen an den Mänteln zupfte. „Huhu, ich bin der Schlossgeist“ wisperte er, was stets ein ängstliches Kreischen aus zartem Damenmund auslöste. Kalli grinste und verschwand an der Bratwurstbude – frei nach seinem Lebensmotto: Gut Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen.“

Zu schnell vergingen die Stunden, und als es Abend wurde, waren alle guten Sachen ratzeputz aufgefuttert, die Tische mit dem Spielzeug waren leer, und nur der Duft des würzigen Glühweins hing noch in der Luft.

Finchen hatte gar nicht bemerkt, wie die Zeit über ihre Erinnerung an die vergangenen Tage verflogen war. Nun schaute sie hoch zum Teetempelchen. Es konnte nicht mehr lange dauern und siehe da, sie hatten es geschafft. Hans, Herbert, Heinrich und Kali hatten eine moderne Lichtschau installiert.

Erst erleuchteten Sterne unter dem Dach des kleinen Gebäudes, dann erschien als Scherenschnitt die Krippe mit Maria und Josef und dem Jesuskind.

Die Figuren waren so groß, dass man sie weit in die  Heilige Nacht sehen konnte. Erhaben über dem Dach war der Stern von Bethlehem zu erkennen. Sein Schein leuchtete weit. Möge er die Bürger beschützen, träumte Finchen.

Ihr kamen die Tränen , ach es ist ein gutes Gefühl, anderen Menschen Freude zu bereiten. Finchen, die Powerfrau war redlich müde geworden. .

Inzwischen war der Mond aufgegangen und hatte einen silbernen Schleier über die Schnee bedeckte Stadt gezogen. Finchen  freute sich auf das warme Bett und beim Einschlafen  lächelte sie, wenn sie an die Leute dachte, die in der Stadt gewispert hatten:  „Das waren sicher unsere lieben Kreuzelmänchen!“