WAHL 2014 – Silke Dierks :„Pflegende vollbringen täglich Höchstleistungen“

 

 

Wahl 2014
SILKE DIERKS: „PFLEGENDE VOLLBRINGEN TAGTÄGLICH HÖCHSTLESITUNGEN“
– Patientenbeauftragter der Bundesregierung Karl-Josef Laumann auf Einladung von Dr. Silke Dierks und Julia Klöckner in der Stadt
– Gesprächsrunde mit Fachleuten und interessieren Bürgern im ‚Lotte-Lemke-Haus“

Quelle: Simone Hamann-Lahr

BAD KREUZNACH.  „Mehr positive Anerkennung und Wertschätzung, gute Arbeitsbedingungen, bessere Vergütung – nur so kann eine qualitativ hochwertige Pflege zukünftig garantiert werden“, war der Tenor der Gesprächsrunde mit dem Beauftragten der Bundesregierung für die Belange der Patientinnen und Patienten und Bevollmächtigtem für Pflege, Karl-Josef Laumann, zu der die CDU-Oberbürgermeisterkandidatin Dr. Silke Dierks und die heimische Abgeordnete Julia Klöckner Fachleute und Interessierte ins ‚Lotte-Lemke-Haus‘ nach Bad Kreuznach eingeladen hatten.


„Eine helfenden Hand ist nicht nur beim Weg ins Leben, sondern besonders auch in der letzen Phase des Lebens nötig, wenn man im Ernstfall darauf angewiesen ist, fachlich qualifiziert, aber auch mit persönlicher Zuwendung gepflegt zu werden“, umriss Silke Dierks in ihrer Einführung die Thematik. Die Pflege sei eines der zentralen Zukunftsthemen auf allen politischen Ebenen, die Rahmenbedingungen für die Beschäftigten in diesem Bereich müssten deshalb dringend verbessert werden: „ Als Oberbürgermeisterin will ich zwei Mal im Jahr alle Pflege- und Altenheimbetreiber aller Stadtteile zusammenbringen, um  zu erfahren, welche Anforderungen die Einrichtungen, die Mitarbeiter und ganz besonders die älteren Menschen angesichts des demografischen Wandels an Bad Kreuznach haben. Denn es ist wichtig, dass es in unserer Stadt gute und vielfältige Pflegeeinrichtungen gibt, dass die Bürger aus unterschiedlichen Angeboten auswählen können“, so Silke Dierks weiter.

    Neben der gesellschaftlichen Anerkennung drücke sich der Wert und die Wertschätzung der Arbeit der Pflegenden insbesondere auch in der Höhe des Lohnes aus, betonte Karl-Josef Laumann in seinem Eingangsstatement. Man könne nicht das „hohe Lied des Fachkräftemangels“ anstimmen, wenn man examinierte Kräfte nicht anständig bezahle, sie müssten entlohnt werden „wie ein guter Handwerker“: „Das Pflegen von Menschen darf in unserer Gesellschaft nicht weniger wert sein als das Reparieren von Maschinen“, brachte der Patientenbeauftragte es auf den Punkt. Dabei verwies er darauf, dass Bezahlung Tarifpolitik und Tarifpolitik nicht Staat sei. Die Pflegekräfte müssten sich kümmern, sich besser organisieren, dürften nicht mehr „das fünfte Rad am Wagen sein“. Allzu oft hätten andere Berufsgruppen Lohnsteigerungen durchsetzen können, die mit Einsparungen bei der Pflege bezahlt worden seien, das sei eine Frage von Tarifmacht. er begrüße deshalb die Einführung der Pflegekammer in Mainz zur besseren Interessendurchsetzung. CDU-Fraktionschefin Julia Klöckner zeigte sich in diesem Zusammenhang froh darüber, dass die sich die Regierungsfraktionen in Mainz – wenn auch zu spät – der Forderung der Unionsfraktion nach der Einführung einer solchen Kammer schließlich doch angeschlossen hätten.

    Eine Lanze brach Laumann für die oft in der Kritik stehenden stationären Einrichtungen. Das schlechte Image entspreche nicht der Lebenswirklichkeit, die er in Deutschland kennen gelernt habe. „Die allermeisten Einrichtungen sind sehr gut, und die Angestellten arbeiten mit einer tollen ethischen Einstellung. Kurzum, so viel Idealismus wie im Pflegebereich gibt es kaum irgendwo sonst, die Meldungen haben wenig mit der Realität zu tun“, bekräftigte er. Gerade mit Blick in die Zukunft und die Zunahmen an Pflegebedürftigen sei es zentral, dass die Alten- und Pflegeheime vom Rand der Gesellschaft in deren Mitte rückten. „Stationäre Einrichtungen müssen sich öffnen, öffentliche Orte werden“, forderte Laumann.

Verbesserungen kündigte der Pflegebevollmächtigte Laumann hinsichtlich der Umsetzung eines neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffes mit höheren Leistungen bis 2017 sowie der Personalsituation an. In den Einrichtungen wird es künftig mehr Betreuer geben. Bisher gibt es eine Betreuungskraft für 24 Menschen, künftig wird es eine Betreuungskraft für 20 Pflegebedürftige sein – egal ob demenzerkrankt oder nicht. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und der Tatsache, dass die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2030 bundesweit von 2,5 auf 3,4 Millionen Menschen steigt, müsse man verstärkt darüber nachdenken, wie man neues Personal gewinne, den Beruf attraktiver mache. Laumann sprach sich deshalb für eine generalisierte Ausbildung aus, die den Pflegekräften einen breiteren Markt geben, ihnen es ermöglichen würde, mal im Krankenhaus, mal im Altenpflegebereich zu arbeiten. Generell prophezeit er einen gesellschaftlichen Paradigmenwechsel: „Zur Zeit stecken die Kommunen ihre Ressourcen insbesondere in den Ausbau der Kinder- und Schülerbetreuung, in Ganztagsschulen und so weiter. Diese Strukturen werden in zwei, drei Jahren stehen. Und ich bin ziemlich sicher, dass dann die Pflege zum Riesenthema wird. Wie ist unsere Gemeinde aufgestellt für Ü80? Ist das Umfeld so, das ältere Menschen ihre Wohnungen noch selbst bewirtschaften können? Diese Thematik gilt gleichermaßen für das Land als auch für die Stadt. Ganz entscheidend wird die Lage sein. Gibt es ein Lebensmittelgeschäft, eine Sparkasse, eine Apotheke, Arztpraxen?“

    Die fehlenden Hausärzte in ländlichen Regionen bereiteten ihm dabei die größten Sorgen – eine Einschätzung die von Julia Klöckner und Silke Dierks für die Region so bestätigt wurde. Mehr  Studienplätzen und ein niedrigerer Numerus clausus seien ein erster wichtiger Schritt, um mehr Ärzte auszubilden. Es gelte zudem aber, das Image der Allgemeinmedizin zu verbessern. Hausbesuche bei Patienten könnten an qualifizierte Pflegekräfte delegiert werden. Und auch wenn er die Freiberuflichkeit der Ärzte hochhalte, müsse man andere Formen finden, wenn man dafür nicht genug Leute kriege. „Versorgungszentren, Gemeinschaftspraxen, Jobs auf Angestelltenbasis sind Möglichkeiten. Viele junge Ärzte haben heute andere Ansprüche an die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, das müssen wir zur Kenntnis nehmen. Auch in Kliniken werden wegen der Arbeitszeitrichtlinien mehr Mediziner benötigt. Wir müssen also mehr Ärzte ausbilden und dort Anreize schaffen, wo sie am nötigsten gebraucht werden“, so Karl-Josef Laumann.