23.11.12 – GERICHT: Misshandlungsvorwürfe nur erfunden?

MISSHANDLUNG: TOCHTER ZIEHT AUSSAGE ZURÜCK

Von: Rolf Müller, KreuznacherNachrichten.de

Simmern / Bad Kreuznach (23.11.12). Mit einem Staubsaugerrohr, aber auch mit Teppichklopfer, Kochlöffel, Pfannenwender und einem Besenstiel soll eine 48 Jahre alte Frau mehrere ihrer sechs Kinder immer wieder geschlagen haben. Aus diesem Grund verurteilte das Amtsgericht Simmern die Frau wegen Misshandlung Schutzbefohlener im Januar 2011 zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr, setzte diese aber zur Bewährung aus. Nachdem das Urteil rechtskräftig geworden war, strengte die Frau ein Wiederaufnahmeverfahren an. Jetzt wird vor dem Kreuznacher Amtsgericht verhandelt.

Sie sei unter Druck gesetzt worden, ein Geständnis abzulegen, um so den Kindern eine Aussage vor Gericht zu ersparen, berichtete die Angeklagte vor der Strafrichterin. Außerdem habe man ihr Strafminderung in Aussicht gestellt.

„Ich war damals, auch wegen der Trennung von meinem Mann, emotional sehr angeschlagen.“ Sie habe dem Verfahren ein schnelles Ende bereiten wollen. Außer mal einen Klaps auf den Hintern habe sie ihren Kindern niemals etwas zuleide getan.

Ausgerechnet die Tochter, die zusammen mit ihrem Bruder ihre Mutter gegenüber der Polizei schwer belastet hatte, erklärte nun vor Gericht, die ganze Geschichte sei komplett erlogen. Nach dem Rausschmiss des Vaters aus dem Haus habe der um seinen guten Ruf gefürchtet. „Wir haben zusammengesessen und uns überlegt, wie wir gegen die Mutter vorgehen können.“ Nun aber habe sie sich entschieden, die Wahrheit zu sagen. Zweimal habe der Vater ihr sogar mit dem Tod gedroht.

Indes blieb der Bruder bei seiner Aussage und berichtete von „Psychodruck“ der Mutter und gewalttätigen Übergriffen. Erst nach der Trennung der Eltern hätten sich die Kinder nach und nach dem Vater anvertraut.

„Eine richtige Mutter war sie nie“, sagte der 21-jährige Sohn. Kein gutes Wort sei ihr über die Lippen gekommen. „Es hat sie nicht einmal interessiert, dass ich mein Abitur geschafft habe.“ In einem Fortsetzungstermin am 7. Dezember sollen weitere Zeugen gehört werden.